GREEN DAY

Feat. The Original Broadway Cast: American Idiot

Ich bin von zwei Dingen überzeugt. Erstens: Die wenigsten haben GREEN DAYs Album „American Idiot“ verstanden. Viele hielten es für ein Anti-George W. Bush-Album, was es nicht war (und die Band versuchte wiederholt, das klarzustellen).

„American Idiot“ war nämlich ein sehr persönliches Punkrock-Album mit tollen Tiefen und berührenden Texten über Außenseiter, das Leben in Amerika und das Nicht-Zusammenpassen von beidem. Zweitens: GREEN DAY zerstören die Genialität von „American Idiot“ mit dem vorliegenden Release! Hierfür sangen Schauspieler des St.

James Theatre (Broadway, New York) die Songs von „American Idiot“ und einige Stücke des Nachfolgers „21st Century Breakdown“ neu ein. Der Hintergrund dieser Neuvertonung ist, dass GREEN DAY-Sänger Billie Joe Armstrong und der Regisseur Michael Mayer ein Screenplay für ein Musical schrieben.

Dies basiert auf der Geschichte, die GREEN DAY auf „American Idiot“ erzählen, nämlich, dass der fiktive Außenseiter „Jesus of Suburbia“ versucht, sich irgendwie in der amerikanischen Gesellschaft zurechtzufinden.

Dementsprechend sind die Songs des „American Idiot“-Albums auch die Songs, die die Schauspieler im Musical singen. Folglich sang der Cast des Musicals die Stücke neu ein, woraus dieses Release entstand.

Rein musikalisch veröffentlichen GREEN DAY im Tandem mit dem Musical-Cast also fast nichts Neues, wenn man von leichten Songvariationen (etwa bei „Holiday“) und einem neuen GREEN DAY-Song absieht (die Ballade „It’s time“).

Allerdings trägt der Musical-Cast die Songs mit einem derartig uramerikanischen Kitsch vor, dass es fast wehtut. Denn dieser Kitsch konterkariert die Tiefe und die Nachdenklichkeit des originären „American Idiot“-Albums, weil nichts von der Ernsthaftigkeit der Songs übrig bleibt.

Im Gegenteil, sie werden in einem belanglos biederen Sound aufgelöst, der jedem gefallen will, aber niemanden mehr zum Nachdenken bringt. Aber genau darum ging es einst bei „American Idiot“.