INTEGRITY

The Blackest Course

1994, ich war infiziert von meinen Helden wie YOUTH OF TODAY, GORILLA BISCUITS und tausenden andere, sah ich eine Band, die meine Vorstellung von Hardcore aus den Angeln hob. Da stand ein Typ mit blondierten Haaren, sein Name war Dwid, mit durchtrainiertem Körper und Bermudashorts auf der Bühne, welcher mich eher an einen netten Surferboy erinnert, der gut gelaunt die Sonne und sein Leben genießt.

Allerdings sprach die Musik eine andere Sprache. Es war pure Brutalität, welche durch schwere, schleppende und düstere Metalgitarren erzeugt wurde. Dazu der nette „Surferboy“, welcher seinen Hass auf Gott und die Welt herausschrie mit der Energie eines Atompilzes.

„Systems overload“ fickte die besagte Bude kaputt. Allerdings war die Sache für mich schon damals zu metallisch. Nun sind 16 Jahre vergangen und aus der einst so schillernden Persönlichkeit ist eine graue Eminenz geworden, die energielos und müde erscheint.

Die Musik ist immer noch voller Brutalität, allerdings ist der Gesang nicht mehr halb so aggressiv wie vor 14 Jahren und im Vergleich zum Atompilz nur noch ein Glühwürmchen. Es wird auch vermehrt auf gebetsartiges Sprechen denn auf Singen zurückgegriffen, welches wohl auf Dwids religiöse Irrwege zurückzuführen ist.

Songtitel wie „Process of illumination“ oder„Invocation of the eternally coiling serpent“ zeigen mir, wie sehr die „dunkle Seite“ sein Leben bestimmt und somit sind die Texte für mich, als gutgläubigen Menschen, eher belanglos.

Mein letztes Live-Erlebnis war 2008 und da musste ich feststellen, dass mich seine Performance eher an „The next Uri Geller“ erinnerte als an eine HC-Show. „The Blackest Course“ bietet zehn Songs, in denen man vermehrt auf technische Fähigkeiten des Tontechnikers zurückgreift, wobei man in diesem Fall sagen muss: „Weniger wäre mehr gewesen“.

Fans der Band werden sich die Scheibe schön reden, für mich ist sie einfach langweilig. „Systems overload“ bleibt aber trotzdem ein Überhit in der HC-Geschichte.