IRON MAIDEN

The Final Frontier

Es wird hier und da spekuliert, ob der Titel des 15. IRON MAIDEN-Albums ein Hinweis darauf sein könnte, dass die Engländer nach 35 Jahren Bandgeschichte ihren Abschied einläuten. Aber warum sollten sie das tun? „The Final Frontier“ hat kurz nach Veröffentlichung weltweit Spitzenplätze in den Charts belegt, man spielt, ebenfalls weltweit, nur noch an den größten Schauplätzen, die es gibt, und alle Mitglieder, von Schlagzeuger Nicko McBrain abgesehen, sind näher an der 50 als an der 60.

Man könnte zwar hämisch darauf hinweisen, dass IRON MAIDEN nach 1988 keine in Gänze begeisternde Platte mehr zustande bekommen haben, eine Auflösung also schon vor 20 Jahren keinen Verlust bedeutet hätte, aber so lange die Maschine noch läuft und die Band es weiterhin schafft, zumindest zufrieden stellende Alben aufzunehmen und ab und an einen richtig guten bis großartigen Song zu schreiben, kann es ruhig noch ein paar Jahr(zehnt)e weitergehen mit IRON MAIDEN.

Und „The Final Frontier“, das vierte Album seit dem Wiedereinstieg von Sänger Bruce Dickinson und Gitarrist Adrian Smith, ist eine genau solche Platte: weit entfernt von den Großtaten der Achtziger, aber auch weit weg von der Durststrecke der Neunziger; mit Songs, an die man sich in drei Tagen nicht mehr erinnern wird, aber auch mit solchen, die sich nahtlos in eine Playlist mit Maiden-Klassikern einfügen lassen.

Die Bruchstelle verläuft hier in der Mitte des Albums, denn so schwach es anfängt, so großartig ist die zweite Hälfte (das neunminütige „The talisman“ hat alles, was diese Band einst so groß machte).

IRON MAIDEN können es also nach wie vor, wenn sie denn wollen und, ganz ehrlich, mir würde doch was fehlen, gäbe es diese Band nicht mehr, die immerhin nur ein halbes Jahr jünger ist als ich, mich seit über zwanzig Jahren begleitet und der Einstieg war, für das, was ich hier gerade mache.