NEUROSIS

Enemy Of The Sun

Meine erste zufällige Begegnung mit NEUROSIS hatte ich 1990 in San Francisco: THE OFFSPRING, CHUMBAWAMBA und NEUROSIS spielten gemeinsam ein kleines Benefiz-Konzert, Jello Biafra trat auch noch auf mit einer Spoken Word-Session, und lieferten damit einen Hinweis auf ihre Verwurzelung in der D.I.Y.-Punk/Hardcore-Szene der Bay Area.

Weder THE OFFSPRING noch NEUROSIS kannten mehr als ein paar Eingeweihte, und auch ich wusste nicht so recht, was ich aus dieser Performance machen sollte, bei der Bilder aus einem alten Diaprojektor durch eine mit farbigen Folien bespannte Fahrradfelge projeziert wurden.

Das „Pain Of Mind“-Album von 1987 war weithin unbekannt, das neue Album „The Word As Law“ auf dem Pop-Punk-Label Lookout verwirrte 1990 dessen Fans und wirkt rückblickend auch noch etwas unausgegoren, und erst „Souls At Zero“ und „Enemy Of The Sun“, beide 1992 beziehungsweise 1993 auf Alternative Tentacles erschienen, bescherten NEUROSIS zusammen mit häufigem Touren in Europa und speziell in Deutschland den Durchbruch.

Aus dem Hardcore kommend, hatte die Band einen neuen, ganz eigenen monumentalen Sound entwickelt, der gerade live in seiner Mächtigkeit sowohl einschüchternd wie mitreißend wirkte. Sie waren damit, das sieht man heute am (langsam abklingenden) Post-Rock/Metal-Boom mit seinen unzähligen auf NEUROSIS zurückgreifenden Bands, ihrer Zeit weit voraus und blieben lange einzigartig, ja, sind es noch heute.

Nachdem NEUROSIS „Enemy Of The Sun“ bereits 1999 auf ihrem eigenen Label neu aufgelegt hatten, ergänzt um einen Demo-Track und eine Live-Aufnahme aus dem Zentrum Altenberg in Oberhausen, gibt es anlässlich des 25.

Bandgeburtstages eine erneute Neuauflage, deren Tracklist sich zwar nicht verändert hat, die aber mit verändertem Artwork aus dem Rechner von Josh Graham aufwartet. Für alte Fans gibt es also keinen vernünftigen Grund für einen erneuten Kauf, doch wer das Album bislang unverständlicherweise nicht besitzt, sollte zugreifen – ein essentielles Werk.