SLOWDIVE

Pygmalion

1989 gründeten Neil Halstead und Rachel Goswell in Reading SLOWDIVE, und irgendwie ging dann alles sehr schnell: Plattendeal mit Creation, 1991 der Release des Debüts „Just For A Day“, 1993 gefolgt von „Souvlaki“ und 1995 „Pygmalion“.

Zu Beginn profitierten sie ganz klar vom Shoegazer-Hype, den MY BLOODY VALENTINE ausgelöst hatten, doch kaum war das erste Album aufgenommen, hatte die trendsüchtige britische Musikpresse mit Grunge schon ein neues Thema gefunden und fing an, die Helden des Vortages zu verstoßen.

Dennoch stieß „Just For A Day“ auf Wohlgefallen seitens der Plattenkäufer, mit den weiteren Alben fand eine gewisse Emanzipierung vom Shoegazer-Genre statt, doch ihr extrem entspannter, samtig-plüschiger und doch eher leichter Gitarrenrock begleitete die Band bis zum Schluss, der 1995 kam, als die Band von ihrem Label kurz nach Veröffentlichung des dritten Albums „Pygmalion“ rausgeschmissen wurde.

Halsted und Goswell ließen sich freilich nicht entmutigen, unterschrieben bei 4AD und machen seitdem als MOJAVE 3 Musik, die sich vom wuchtigen Shoegazer-Sound der SLOWDIVE-Jahre längst in Richtung folkigen, countrylastigen Gitarren-Pops entwickelt hat.

Via Cherry Red wurden jetzt die drei erstklassigen SLOWDIVE-Album nach einer ersten Neuauflage 2005 erneut als Doppel-CDs mit Bonus-Material neu aufgelegt – mit dem Ergebnis, dass ich mich frage, warum ich diese wundervollen Alben damals in den Neunzigern nicht zur Kenntnis genommen habe. Alle drei Alben begeistern mit sehr sanftem, aber dennoch druckvollem, verträumt-psychedelischem Rock, der vielfach vorwegnimmt, was 15, 20 Jahre später neue, junge Post-Rock-Bands in etwas düsterer Weise an breitwandigem Sound zu kreieren versuchen.

Im besten Wortsinne großes Kino, eine Band, die völlig zu Unrecht in Vergessenheit geraten und deren Neuentdeckung sehr lohnenswert ist.