ALAN VEGA & MARC HURTADO

Sniper

Was Alan Vega anpackt, wird SUICIDE. Mit über 70 ändert man nicht so einfach seinen Stil, und so mag sich der Name der an der jeweiligen Kollaboration beteiligten Musiker (das heißt, meist ist es in alter SUICIDE-Tradition nur einer) ändern, doch sobald der Zaubermeister seinen Mund aufmacht und nuschelig loscroont, ist es Alan Vega, sind SUICIDE und minimalistische elektronische Musik nicht weit.

Mitverschwörer ist diesmal Marc Hurtado, mit dem Vega schon mehrfach gemeinsam auf der Bühne stand und der auch schon mit anderem altem Indie-Adel wie Lydia Lunch (die hier als Co-Sängerin bei „Prison sacrifice“ zu hören ist) oder Genesis P-Orridge arbeitete.

Ob nun Vega hier musikalisch die Hosen anhatte oder Hurtado in einer Art vorauseilendem Gehorsam dafür sorgte, dass die 13 Songs dieses Albums nicht wirklich anders klingen, als ob Martin Rev, die andere Hälfte von SUICIDE, an Vegas Seite steht respektive spielt – man weiß es nicht und kann nur spekulieren.

„Instruments“ sind hier Hurtados Sache, „Vocals“ die von Vega, also sind die Verhältnisse klar, und dennoch, wenn schon ein Song „Saturn drive duplex“ heißt, dann wird da offensichtlich ein alter Vega-Song (die Nummer „Saturn drive“ der Songwriter-Coop Al Jourgensen und Alan Vega vom ’83er Album „Saturn Strip“) aufgegriffen.

Kunst, das muss man einem in vielfältiger Weise kreativen Mann wie Hurtado nicht erklären, ist immer auch Zitieren und Kopieren, und das findet hier umfassend statt. „Sniper“ ist kein neues SUICIDE-Album, aber angenehme Wegzehrung, bis es vielleicht wieder soweit ist.