KYLESA

Spiral Shadow

Ich zitiere: „Vorurteile sind schon was Seltsames: da weiß man genau, dass die regionale Herkunft von Leuten weitgehend unbedeutend ist für die Musik, die jemand macht, aber trotzdem denkt man bei Georgia – und XXX kommen aus Savannah – eher an Rhythm & Blues, an für die Südstaaten typische Musik halt, und nicht an schwer depressiven Darkcore.

Letzteres ist aber bei XXX der Fall, die damit in eine ähnliche Kerbe hauen wie BUZZOV-EN und NEUROSIS, aber knackiger und kompakter zur Sache gehen als letztere und bei aller Doomigkeit nicht in Goth- und Bombast-Bereiche abschweifen.

Dazu kommt, dass XXX ihren schwermütigen, treibenden Sound auf beinahe tribalistischen, monotonen Drumbeats aufbauen, sich aber gänzlich von Industrial-Kaspereien fernhalten und so eine sehr bedrohliche Stimmung erzeugen.

Heavy as fuck.“ Preisfrage: Wer schrieb das über welches Album welcher Band, und vor allem, was hat das mit KYLESA zu tun? Der Reihe nach: Der Verfasser des Textes bin ich selbst, und ich schrieb das 1997 zum „Rise And Fall“-Album von DAMAD, der Vorgängerband von KYLESA, die auf Prank veröffentlichte, wo auch die ersten KYLESA-Releases erschienen.

Neun Jahre nach den ersten Gehversuchen sind KYLESA jetzt so was wie „etabliert“, die große Rockpresse nimmt zunehmend Notiz von ihnen, und da ist es interessant festzustellen, dass Kollege Fröhlich die Band schon 2004 mit einer 10-Punkte-Wertung würdigte.

Ab da wurde jeder neue Release abgefeiert, und man fragt sich, warum erst mit dem 2009er Werk „Static Tension“ auf Prosthetic ein paar mehr Leute auf die Band um Ausnahme-Frontfrau Laura Pleasants aufmerksam wurde.

Mit „Spiral Shadow“ nun gab es einen weiteren Labelwechsel zum eher für Black und sonstigen Metal bekannten französischen Label Season Of Mist, und wenn die Band ihre sowieso schon hohe Präsenz auf europäischen Bühnen noch weiter steigert, wird man mit KYLESA noch mehr rechnen müssen.

Auffallend ist an „Spiral Shadow“ einmal mehr die Diskrepanz zwischen Live- und Album-Wirkung der Band: Live gibt Laura die Rock-Sängerin, wirkt die Band on stage viel erdiger als aus der Konserve, wo eher die konzeptionelle Seite in den Vordergrund tritt.

Mächtig ist aber in beiden Fällen die Wirkung von zwei synchron spielenden Schlagzeugern – beeindruckend. „Spiral Shadow“, das bleibt abschließend zu sagen, ist ein faszinierendes Album einer integren, immer noch wachsenden Band.