YOK

Fake

Auch wenn via Klebezettel explizit darauf hingewiesen wurde, die CD nicht durch mich besprechen zu lassen – unterstellte ich doch in #91 der Band OPTION WEG fälschlicherweise einen Ostberliner Ursprung und das kam bei den Protagonisten, also auch Herrn Yok, gar nicht gut an –, scheint dies Fehlerchen dem Schicksal gleich zu sein, so dass ich mich dennoch ganz entspannt dem neuestem Werk aus Yoks ergiebiger Feder widmen darf.

Tja, und was will uns der Altmeister der Quetsche mit „Fake“ nun mitteilen? In erster Linie seine Sichtweise auf unsere „Wahrheit“, die leider so oft weniger sich selbst entspricht, als wir alle glauben zu denken! Egal, wie man zu den Standpunkten – weit links von links – steht, mindestens eine Textzeile trifft auf jeden von uns zu.

Yok greift musikalisch in die bunte Kiste des – auch musikalischen – Widerstands: Typische Akkordeon-Songs („Statement“, „Ressentiments“) in Schunkelqualität; dezent mit Bass, Ukulele, Percussion etc.

unterlegte Nachdenklichkeiten über „Flexibilität“ in 2010 („Tagesdämmerung“: sehr schön!) und auch recht punkige Stücke („Antifa Altersheim“ feat. TISCHLEREI LISCHITZKI, allein vom Text ein echter Straßenfeger).

Ab sofort gilt keine Ausrede mehr, sich seiner gesellschaftlichen Verantwortung durch das eigene Alter zu entziehen, basta! Recht gewöhnungsbedürftig kommen die wohl als Gesamtkonzept gedachten Zwischeneinspieler daher.

Älterwerden versus Aktivismus versus „Was machst du nach den ganzen Jahre heute denn so?“ versus „Also, ich bin noch dabei“, blabla. Okay, gönnen wir ihm gewisse Verklärungen, die Lieder an sich hätten locker gereicht, vor allem läuft Yok hiermit Gefahr sich ins eigene Kiez-Ghetto einzusperren.

Hat er, hätten die guten Songs so nicht nötig! Wer sich die Mühe macht, sich das beiliegende Faltblatt zu Gemüte zu führen, begreift aber schnell, dass Yoks Beobachtungen unserer Zeit uns alle (be-)treffen: „...

und was ich kritisiere, sehe ich auch bei mir selbst, die Vereinzelung, die Härte: ergibt alles keinen Sinn, und auch ich steck’ da mit drin, weil ich oft selber einzeln bin.“