KREIDLER

Tank

Schon lange nicht mehr KREIDLER gehört, möglicherweise, weil dieses Heft für die Labels, auf denen die in Düsseldorf und Berlin beheimatete Band zuletzt seine Platten veröffentlichte, popkulturell nicht relevant genug war.

Schade eigentlich, waren KREIDLER doch neben TO ROCOCO ROT und MOUSE ON MARS die spannendsten Vertreter einer deutschen Elektronik-Bewegung, die dennoch immer irgendwie im Indierock verwurzelt blieben.

Auf ihrem sehr guten Album „Appearance And The Park“ von 1998 war noch Stefan Schneider von TO ROCOCO ROT am Bass zu hören, der ist wohl schon länger nicht mehr dabei, die Parallelen zwischen beiden Bands sind dennoch schwer übersehbar. Denn auch KREIDLER sind progressivem, intelligentem Techno verpflichtet und konzentrieren sich auf „Tank“ um eine präzise, akzentuierte Bündelung rhythmischer Aspekte, wo Bass und Schlagzeug eine besondere Bedeutung zukommt.

Bands wie KRAFTWERK und NEU! kommen einem da in den Sinn, was nicht abwegig ist, schließlich hat Gründungsmitglied Andreas Reihse mal zusammen mit Klaus Dinger bei LA! NEU? zusammengearbeitet.

Und neben Krautrock lassen sich hier auch jede Menge Verweise auf alten Prog finden (im letzten Song „Kremlin rules“ etwa Dario Argentos Hausband GOBLIN), die um das straffe Rhythmus-Korsett der sechs recht langen Songs herum arrangiert wurden.

Aber KREIDLER sind nicht nur smart, sondern auch extrem sexy, und so ist ihr Umgang mit elektronischen Sounds und motorischer, kantiger Rhythmik auch ein anschauliches Beispiel dafür, dass dermaßen von überflüssigem Ballast befreite, regelrecht „nackte“ Beats nichts Böses sein müssen.