MUFFS

Kaboodle

Mitte der Neunziger, als die Majors bei den seltsamsten Bands kommerzielles Potenzial vermuteten (der Schmerz, Grunge und die neue Punk-Welle zu Beginn weitgehend verpasst zu haben, saß tief) und sie entsprechend jede Band signten, die ihr Handwerk beherrschte und gute Songs schreiben konnte, da bekamen auch die MUFFS aus Los Angeles einen Deal mit Warner.

Die 1991 von den beiden Ex-PANDORAS Kim Shattuck und Melanie Vammen gegründete Band führte den Garagerock der Vor-Band in etwas verschärfter rockender, aber mit reichlich Powerpop-Zuckerguss versüßter Form weiter und hatte seinerzeit nur in Form der famosen FASTBACKS ernsthafte Konkurrenz.

Die MUFFS, von deren Urbesetzung bald nur noch Kim übrig war, hatten dann zwar im Laufe der Neunziger leidlich Erfolg und wurden zur Blaupause der wütenden Girl-fronted-Punkband, ja sie führten das fort, was HOLE nach ihrem Debüt nicht vollendeten, doch irgendwann versandete, was so hoffnungsvoll begonnen hatte, ihren Majordeal war die Band auch los, und andere als die üblichen Szene-Fans interessierten sich nicht mehr für sie, die Platten wurden weniger, 1999 kam noch eine, dann 2004 das bislang letzte Album.

Schade, umso mehr sei ihre Werkschau „Kaboodle“ jedem, der die Band bislang verpasst hat, als dringend notwendige Nachhilfestunde empfohlen. Fans allerdings werden bei genauem Studium der Tracklist feststellen, dass diese sich weitgehend mit der von „Hamburger“ deckt, jener 2000 erschienenen Best-Of-Zusammenstellung. Dazu gekommen sind zwei Songs vom Album „Really Really Happy“ (2004) sowie das Nick Lowe-Cover „You make me“ von 2008, „And I’m happiest“ (2009) und „I don’t know about you“ (2010), denn: die MUFFS sind immer noch aktiv.

Mein Überhit hier ist – auch wenn eigentlich „nur“ ein Cover von PAUL COLLINS BEAT – das geniale „Rock and roll girl“.