VARSOVIE

État Civil

Die Franzosen können das sehr gut mit dieser speziellen Ausprägung von Post-Punk und Cold Wave. Das steht ohne Zweifel fest. In schöner Regelmäßigkeit werden aus dem Orkus Bands ans Tageslicht befördert, die man in dieser Art hierzulande einfach nicht findet.

Nach JOY/DISASTER, 1984 und DROSERAE sind es seit kurzem VARSOVIE aus Grenoble, die diesen energetischen und extrem tanzbaren Sound spielen. Ein Song wie „ État civil“ folgt gekonnt der dunklen Poesie und Lyrik, wie sie die französischen Überväter NOIR DÉSIR bereits vorgelebt haben und in „Leningrad“, das sich wie ein Song des JOY DIVISION-Vorläufers WARSAW ausnimmt, bricht aus ihnen der stets inhärente revolutionäre Geist der Franzosen heraus, wobei man oft deutlich merkt, dass Textschreiber und Mastermind Arnault Destal – den Gesang überlässt er seinem Bandkollegen und Gitarristen Grégory Cathérina – im Hauptberuf Literaturkritiker bei diversen französischen Magazinen und Websites ist, denn was die Verflechtung von ganz persönlichen Befindlichkeiten und Untiefen mit historischen Ereignissen und diversen Schriften großer französischer und russischer Dichter, Lyriker und Existenzialisten anbelangt, ist VARSOVIE ziemlich einmalig.

„État Civil“ ist im Übrigen auf dem renommiertesten und besten französischen Cold-Wave-Label Infrastition erschienen, das sich primär exzellenten Wiederveröffentlichungen von sehr rarem Material obskurer Bands dieses Genres aus den frühen Achtziger Jahren verschrieben hat.

Wenn Infrastition jetzt noch WHITE PAIN und deren Album „Paroles Absurdes“ als Reissue veröffentlichen würden, wäre das eine gute Sache.