GAVIN FRIDAY

Catholic

Lange war es ruhig um Gavin „The Artist Germanophile Non-conformist Catholic“ Friday. Zumindest erschien es der breiten Öffentlichkeit so. Den Interessierten war er immer präsent, sei es im Rahmen seiner unzähligen Theaterprojekte, für die er die Musik schrieb, oder die zahlreichem Filmsoundtracks, an denen er mitwirkte.

Jetzt ist der Ire aus Dublin und ehemaliges VIRGIN PRUNES-Mastermind mit einem – und selten war dieses Attribut so treffend – introspektiven Album in Gestalt von „Catholic“ zurück. Die mitunter melodramatische Opulenz, die ihm sein Spiritus Rector Jacques Brel einst in die Wiege gelegt hat, ist völlig gewichen und Gavin Friday wendet sich in nglaublicher Authentizität einer bewegenden Singer/Songwriter-Kultur mit elektronischen David Bowie-Synths (wie jener sie auf dem Album „Low“ verwendete) zu.

Die Songs kommen mit einer reduzierten, aber eindringlichen Instrumentierung aus und lassen seiner Stimme, nie war sie so intensiv und gut, tragenden und kompletten Freiraum. Mit Mick Harvey (ex-NICK CAVE & THE BAD SEEDS) und David J (ex-BAUHAUS) gehört Gavin Friday zu der Generation von Musikern, die einst dem Genre Post-Punk ein musikalisches Gesicht mit Charakter gaben, die sich heute aber auf das Wesentliche in der Musik und Themenwahl ihrer Songs reduzieren und – so scheint es fast – damit ihren inneren Frieden gefunden haben.

Fast jeder Song dieses Albums ist ein unprätentiöses Highlight. Aber der letzte Song ist eine fast spirituelle Reinkarnation von Friday, der musikalisch an ein Soundscape erinnert, wie es David Sylvian in seinen frühen Jahren hätte nicht besser schreiben können oder auf dem Debütalbum seines Projekts NINE HORSES ein würdiger Vertreter gewesen wäre: mit „Lord I’m coming“, dem Epilog des Albums, hat er einen seiner eindringlichsten und besten Songs überhaupt geschrieben, der es an Tiefe und Emotionalität nicht für eine Sekunde missen lässt.

Produziert hat „Catholic“ im Übrigen Ken Thomas (THROBBING GRISTLE, COCTEAU TWINS, SIGUR RÓS) und ein wenig mag man sich an die ganz frühen COCTEAU TWINS zu Zeiten von „Garlands“ erinnert fühlen.

A true requiem for the fallen.