CHADWICK STOKES

Simmerkane II

In „Eine Reise durch die Nacht“ erzählt Willie Alf davon, wie er als Heranwachsender auf Güterzüge aufgesprungen ist – eine Erfahrung, die Alf im weiteren Verlauf der Folge ebenfalls, wenn auch eher unfreiwillig macht.

Soweit ich weiß, war dies meine erste Begegnung mit diesem Urmythos nordamerikanischen Freiheitsdrangs, der das Leitmotiv von Chadwick Stokes „Simmerkane II“ bildet. Dazu muss noch nicht einmal jedes Lied explizit von diesem Thema handeln, denn nicht nur das Artwork trägt einen großen Teil dazu bei, dass die Stücke einem wie die Geschichten und Gedanken erscheinen, die einem beim gleichmäßigen Rattern der Räder auf den Schienen in den Sinn kommen.

Es sind der Versuch, den einengenden Umständen zu entfliehen, und die Rastlosigkeit, die einem aus jedem Stück entgegenschlagen. So in der fantastischen Erzählung einer unmöglichen Liebe zwischen den Bienen namens „Spider and Gioma“, dem kleinen Drama im großartigen „Coffe and wine“ oder dem – mit seinen Reggae-Klängen beinah schon erlösenden – abschließenden „Don’t have you“.

Chadwick Stokes hat ein atmosphärisch sehr dichtes, mitreißendes Album geschaffen, dem es gelingt, mit seinen Stücken genau die Emotionen zu entfachen, für die ich Folk so liebe.