FEELIES

Here Before

Vor einiger Zeit hatte Domino die beiden THE FEELIES-Frühwerke „Crazy Rhythms“ von 1980 und „The Good Earth“(dazwischen lagen mal eben sechs Jahre) wiederveröffentlicht, die späte Würdigung für eine Band, die ähnlich wie die frühen R.E.M.

stark von VELVET UNDERGROUND beeinflusst ihre Fußstapfen im amerikanischen Indierock der Achtziger hinterlassen hatte, möglicherweise weniger gut sichtbar als die Stadionrock-Millionäre. Manche Rock-Gelehrten behaupteten zwar, dass man sich die drei THE FEELIES-Werke nach „Crazy Rhythms“ weitestgehend sparen kann, weil die Band da ihren skurrilen Avantgarde-Gitarren-Pop durch konventionellen Folk-Rock ausgetauscht hatte, aber das ist dann doch eine reichlich beschränkte Sichtweise, zumal auch „The Good Earth“, „Only Life“ und „Time For A Witness“ alles andere als schlechte Platten sind.

Seit dem letzten THE FEELIES-Lebenszeichen „Time For A Witness“ gingen 20 Jahre ins Land – 2007 veröffentlichte Frontmann Glen Mercer allerdings ein exzellentes Solo-Album, an dem bereits Stan Demeski, Dave Weckerman und Brenda Sauter beteiligt waren, fehlte nur Bill Million für eine echte THE FEELIES-Reunion.

Auf „Here Before“ ist auch Million dabei, somit also das komplette Personal, das bereits „The Good Earth“, „Only Life“ und „Time For A Witness“ eingespielt hatte. Und wie bereits Mercers Soloalbum wirkt auch „Here Before“ im ersten Moment kriminell unspektakulär, aber wird bei jedem Hören immer besser, bis sich die alte Magie wieder einstellt, wenn man sich erst mal das subtile Songwriting der FEELIES Stück für Stück erarbeitet hat, das nach wie vor durch folkige wie leicht psychedelische Gitarrenriffs, einen stoischen, treibenden Schlagzeugrhythmus, zarte Melodien und Mercers schüchtern-schrägen Gesang geprägt wird.

Der Zeitgeist war THE FEELIES schon immer egal, die sich hier auf souveräne Weise in ihrem eigenen Universum bewegen und eine tolle Platte aufgenommen haben, die als Essenz ihrer Frühwerke all das verkörpert, was diese sträflich unterbewertete Band schon immer ausgemacht hat, und was Menschen mit geringer Aufmerksamkeitsspanne leider immer noch entgehen dürfte.