W. W. LOWMAN

Kumquat May

„Kumquat May“ ist ein Album, nach dessen ersten Tönen sich sofort fantastische Szenarien im Kopf abspielen. Zum Beispiel vom Vater, der ins Jugendzimmer kommt und erst mal „Mach den Rülpspunk aus, trink dein Dosenbier auf und setz dich mit mir auf die Couchgarnitur, wir müssen Musik hören!“ pöbelt.

Auf dem Lederungeheuer lässt er dann die neue von W. W. Lowman laufen und erklärt seinem Filius was von geil unironisch-psychedelischen Saxophonsoli auf Krautrock-Beats, verliert sich in Drogennostalgie und konstatiert unangenehmerweise, dass der nostalgische Instrumentaltrip des Chicagoer Multi-Instrumentalisten ihn gleichzeitig total entspannt und irgendwie rattig macht.

Schließlich ist da auch jede Menge Pop und Catchiness in den Bläsersektionen, ein Haufen Sexiness in den verwaschenen Gitarrenriffs und dieses treibende Schlagzeug erst, das selbst nach sechs Minuten nicht langweilig wird! Dem Sohnemann wird’s richtig peinlich, wenn der Erzeuger bei den melancholischen Ambient-Einschüben seine Tränendüse in Gang setzt.

Aber irgendwie reißt ihn die Musik selbst ein wenig mit und zum Schluss fallen sich beide in die Arme, seit Beginn der Pubertät das erste Mal einer Meinung. Wem dieses Szenario nicht durch den Kopf geht, der hat bestimmt ein anderes vor Augen: So reich an Assoziationen ist die Platte allemal.