DAVID LYNCH

Crazy Clown Time

Mit einem gewissen Bedauern muss man zu Protokoll geben, dass sich David Lynch, ein ehemals legendärer Filmemacher, in den letzten Jahren schwer entzaubert hat. Sei es durch sein unerträgliches letztes Machwerk „Inland Empire“, die peinlichen Kurzfilme auf seiner Website, wo er überwiegend seine künstlerischen Ambitionen auslebt, oder sein inakzeptables Engagement für einen Transzendentale Meditation genannten Humbug, gut dokumentiert in David Sievekings Film „David Wants to Fly“.

Da wäre es einem fast sympathischer gewesen, wenn sich Lynch als weiterer Scientology-Trottel geoutet hätte, denn die Rolle des dusselig grinsenden Sektengurus will nicht so recht zu ihm passen.

Und jetzt sein erstes Soloalbum, als wenn wir nicht alle genau darauf gewartet hätten. Das startet mit „Pinky’s dream“ mit Karen O von den YEAH YEAH YEAHS als Sängerin gar nicht mal schlecht, was man vom Rest des Albums nicht unbedingt sagen kann.

Ähnlich wie in seinen aktuellen Kurzfilmen scheint sich Lynchs früheres künstlerisches Selbstverständnis überwiegend nur noch in Sphären von Camp und Trash zu bewegen. Über eine viel zu lange Billig-Elektro-Nummer wie „Good day today“ kann man fast noch herzhaft lachen, aber wenn Lynch dann versucht, im Stil der Scores von Angelo Badalamenti zu seinen früheren Filmen düstere, schleppende Blues-Nummern zum Besten zu geben, hört man lieber BOHREN & DER CLUB OF GORE.

Hinzu kommt, dass Lynch als Sänger ein völlig jämmerliches Bild abgibt und die überwiegend äußerst substanzlosen Nummern alle durchweg viel zu ausgewalzt sind. Insofern trifft es der Plattentitel schon ganz gut, Lynch ist zum verrückten Clown mutiert und besitzt als solcher noch nicht einmal mehr einen gewissen Unterhaltungswert, was einen wirklich traurig stimmt.