PINEY GIR

Geronimo!

„Toto, I’ve a feeling we’re not in Kansas any more. We must be over the rainbow!“, meint Dorothy irgendwann in „Der Zauberer von Oz“, und so muss es auch ein wenig der Wahl-Londonerin Piney Gir gehen, die als Angela Penhaligon in Kansas geboren wurde, und sich auf ihren bisherigen vier Platten auf fast chamäleonartige Weise ihr persönliches Pop-Wunderland geschaffen hat.

Zuletzt als THE PINEY GIR COUNTRY ROADSHOW mit dem sehr schönen Country-Pop-Album „Jesus Wept“, bei dem Gir auch nicht ganz verleugnen konnte, dass sie zuvor zu farbenfrohem Elektropop neigte und manchmal wirkte, als sei sie gerade einem Bubblegum-Automaten entsprungen.

Aber während etwa eine Katy Perry und ihr Plastik-Pop an ekeliger Künstlichkeit kaum zu überbieten ist, lässt man sich die Geschmacksstoffe einer Piney Gir gerne gefallen, die wie Dorothy das Herz am rechten Fleck hat und deren naiver Charme nicht ausschließlich reines Kalkül sein dürfte.

Und so ist „Geronimo!“ ein gelungenes Beispiel dafür geworden, wie man nicht mehr ganz frischen Sixties-Girl-Pop mit schrägen Ideen, der nötigen Portion selbstbewusster Unverfrorenheit und einem Sinn für klassisches Songwriting wie stilistischer Bandbreite mit unaufdringlicher moderner Note versehen kann, wo einem ständig gut erkennbare Zitate von BYRDS bis BANGLES wie wild gewordene Stechmücken um die Ohren fliegen, aber Frau Gir nie den Überblick verliert.

Eine wirklich zuckersüße Versuchung. Nur eines sollte man nicht tun: Frau Gir zu unterschätzen, denn die hat in ihrem bisherigen Leben offenbar genau die richtigen Platten verinnerlicht.