CRAIG FINN

Clear Heart Full Eyes

Katholisch erzogen worden zu sein ist eine Pest. Sowieso grenzt es für mich an Kindesmissbrauch, seine Kinder dem Einfluss von Pfaffen, Religionslehrern, christlichen Erziehern etc. auszusetzen, auf dass die unschuldigen kleinen Wesen mit all der bekloppten Symbolik eines dummen Kultes vollgestopft werden können, versteckt in netten Liedchen und bunten Bildern.

Was immer es war, das mich schon mit acht, neun Jahren zu zweifeln beginnen ließ, ich bin froh darüber – und werde nie die Wut darüber verlieren, dass man Kindern so was wie „religiöse Erziehung“ antut.

Ja, mein Bild des Katholizismus ist ganz und gar negativ, während das von Craig Finn, seines Zeichens Frontmann von THE HOLD STEADY, eher vielschichtig ist. Glaubt man verschiedenen Interviews, bezeichnet sich Finn nicht direkt als gläubig, aber auch nicht als ungläubig – und ist damit ein ganz anderer Fall als der des Kreationisten Brian Fallon von GASLIGHT ANTHEM.

Der Grund für diese Anmerkung ist beispielsweise der Text von „New friend Jesus“ auf Finns Soloalbum „Clear Heart Full Eyes“, den man ohne Ansehen seiner Person und ohne Wissen um seine eher literarischen, also durchaus auch fiktiven Texte durchaus als lupenreinen Bekenntnistext verstehen könnte.

So allerdings kann man es auch als ironische Betrachtung eines vermeintlichen „Erweckungserlebnisses“ ansehen. Musikalisch schließt Craig Finn mit seinem Solowerk klar an die Arbeit mit THE HOLD STEADY an, mit minimalstem Punk/Hardcore-Einfluss, aber maximaler Mainstream-Radio-Kompatibilität, wobei die rote Linie sein sehr markanter Gesang und sein Songwriting ist.

Wer THE HOLD STEADY liebt, wird „Clear Heart ...“ mögen, und wer bei christlicher Thematik Brechreiz verspürt, sollte die Finger davon lassen. Ich habe mich im Falle von Finn noch nicht entschieden.