LUXURIA

Unanswerable Lust/Beast Box

Wer wie ich 1990 das zweite LUXURIA-Album „Beast Box“ im Plattenladen seines Vertrauens erworben hatte, müsste gleichermaßen begeistert gewesen sein über diese Wiederkehr von MAGAZINE in einem deutlich poppigeren, zeitgemäßeren Gewand – ein in dieser Hinsicht wesentlich erfolgreicheres Unternehmen als Howard Devotos Soloalbum „Jerky Versions Of The Dream“ von 1983.

Rückblickend ist es allerdings überraschend zu hören, dass der desaströse kommerzielle Misserfolg von LUXURIA letztendlich dazu führte, dass der ehemalige MAGAZINE-Sänger dem Musikbiz endgültig den Rücken zukehrte.

Damals konnte man allerdings nicht anders, als sich das fast noch bessere Debütalbum „Unanswerable Lust“ von 1989 zu besorgen, was sich als gar nicht so einfach gestaltete, denn das war nur als UK-Import zu bekommen.

Ende 2011 erschienen beide Alben gut 20 Jahre nach ihrer Entstehung zusammen bei Cherry Red im Digipak (man hat schon hübscheres gesehen ...), ergänzt um eine Live-CD und Single- beziehungsweise 12“-Material.

Für Vinyl-Liebhaber nicht unbedingt ein gleichwertiger Ersatz, enthielt die LP-Version von „Unanswerable Lust“ doch alle Texte von Devoto und steckte in einem dicken Pappkarton-Cover mit schickem Prägedruck.

Dafür bekommt man hier sämtliches Material dieses leider viel zu wenig gewürdigten Duos geliefert, das man durchaus als fehlendes Glied in Devotos Schaffen ansehen kann, eine ähnlich fruchtbare Zusammenarbeit mit einem innovativen Gitarristen, wie es bei MAGAZINE mit John McGeoch der Fall war.

Der heißt Norman Fisher-Jones aka Noko und durfte bei der aktuellen Reunion von MAGAZINE erneut unter Beweis stellen, dass er ein idealer Counterpart für Devoto und ein würdiger Ersatz für den 2004 verstorbenen McGeoch ist.

Zwei erstaunlich zeitlose Alben, die den Post-Punk Ende der Siebziger/Anfang der Achtziger in subtilere, verspielt instrumentierte Arrangements und eingängigere Songs wie etwa die fantastische Single-Auskopplung „Redneck“ übersetzten und einmal mehr von Devotos expressivem Gesang und seinen eigenwilligen Lyrics lebten.

Die überraschende Erkenntnis beim Anhören der Live-CD lautet allerdings, dass LUXURIA auf einer Bühne offenbar weniger gut als im Studio funktionierten, was vor allem im Vergleich zu MAGAZINE auffällt, deren „The light pours out of me“, „A song from under the floorboards“ und „Parade“ hier gelungen zum Besten gegeben werden und deren Klassikerstatus so einmal mehr deutlich unterstrichen wird.