SPEAR OF DESTINY

One Eyed Jacks

Es gab mal eine Zeit, da musste man sich für seinen Geschmack entschuldigen, wenn man sich dazu bekannte, Kirk Brandons Band SPEAR OF DESTINY zu mögen. Klar, die erste Band des Engländers war Ende der Siebziger THE PACK (nicht zu verwechseln mit der Münchner Band gleichen Namens!) und wurde (und wird) geschätzt, und von 1980 bis 1982 hatte er dann mit THEATRE OF HATE und einem etwas „wavigeren“ Sound den Underground-Hit „Do you believe in the westworld?“ Zusammen mit seinem T.O.H.-Mitstreiter Stan Stammers gründete Brandon im Anschluss SPEAR OF DESTINY und betrat Pop-Territorium, sowohl in musikalischer wie optischer Hinsicht.

Bei den früheren (Punk-)Fans kam das nicht an, und wenn man sich heute die Fotos, wie das Artwork generell, der Alben „Grapes Of Wrath“ (1983), „One Eyed Jacks“ (1984) und „World Service“ (1985) anschaut, weiß man auch, warum.

Angesichts dieser Optik kann einen schon mal das Grauen packen: Ja, die Achtziger waren in ästhetischer Hinsicht ein Totalausfall – wer nicht weiß, was ich meine, sollte sich mal Fotos von DURAN DURAN ca.

1985 anschauen ... Musikalisch dagegen sind S.O.D. auch über 20 Jahre später noch ein Gewinn, wenn man bereit ist, sich eingehend mit Brandons Werk zu beschäftigen, kein Problem mit seiner immer mit reichlich Pathos gesegneten Stimme hat und musikalisch sehr offen ist.

Denn wo THEATRE OF HATE noch eine gewisse postpunkige Düsterkeit und Härte ausstrahlten, waren SPEAR OF DESTINY ziemlich bombastischer Pop/Rock mit reichlich schluchzendem Wave-Saxophon und teils recht funkigem Einschlag.

Warum ich die Band bis heute liebe, ist mir selbst nicht so ganz klar, denn für sich genommen sind alle Bestandteile recht furchtbar und kein Stück cool. Jedoch reißt Brandons knödelige, emphatische Stimme immer wieder alles raus, und Lieder wie „Rainmaker“, „Young men“ (mein Hit!) und „Liberator“ sind einfach grandiose, mitreißende Pop-Songs, wobei es zu erwähnen gilt, dass Brandon auch immer exzellente, politisch engagierte Texte schrieb.

Da der nach 2008 nun auch 2012 nochmals aufgelegte Rerelease von Captain Oi! für Anagram zusammengestellt wurde, gibt es umfassende Linernotes nebst Texten und Fotos im Booklet sowie diverse Bonustracks, teils Studio, teils live.