SERIOUS DRINKING

The Revolution Starts At Closing Time / They May Be Drinkers, Robin, But They’re Also Human Beings

SERIOUS DRINKING gründeten sich 1981 in Norwich im Osten von England, und Sänger Martin Ling erzählte mal, dass zuerst der Name existierte, zu dem man sich von einem COCKNEY REJECTS-Interview inspirieren ließen.

„We were into DEXY’S [MIDNIGHT RUNNERS] and the DEAD KENNEDYS and THE REDSKINS and the THREE JOHNS“, wird Martin des Weiteren in den Linernotes zu den seinerzeit für ihn und seine Bandmates wichtigen Bands zitiert.

Noch bevor die Band ein dauerhaftes Line-up hatte, bekam John Peel, der in der Nähe lebte, Wind von der neuen Band und so hatten sie ihre erste Peel-Session, ohne eine Platte veröffentlicht zu haben.

Das änderte sich, denn Bill Gilliam von Upstart Records, der parallel auch als UK-Vertreter von DEAD KENNEDYS und Alternative Tentacles agierte, zeigte Interesse und so entstand mit Mark Bedford von MADNESS als Produzent die Debüt-EP „Love On The Terraces“, die 1982 erschien.

Fußball, TV- und Bierkonsum waren wiederkehrende Themen, die Ling scharfzüngig in durchaus auch politische Texte verpackte, mit einem guten Händchen für popkulturelle Zitate. Erste Erfolge stellten sich, weitere Konzerte folgten, und zwei Singles später folgte 1983 das geniale Album „The Revolution Starts At Closing Time“, das nun endlich zusammen mit der 1984 erschienenen EP „They May Be Drinkers, Robin, But They’re Also Human Beings“ und angereichert um zahlreiche Bonustracks als Doppel-CD wiederveröffentlicht wurde.

Und das ist ein Glücksfall, wird doch so eine der besten Bands, die England in den Achtzigern hervorbrachte, vor dem Vergessen bewahrt. Es ist immer gefährlich, in Superlativen zu sprechen, doch SERIOUS DRINKING sind eindeutig eine meiner ewigen Lieblingsbands, ihr erstes und einziges Album ein Klassiker, ein Werk, das einen Meilenstein in Sachen Ska-Punk darstellt.

Mit der Oi!-Szene Gary Bushells wollte die Band damals schon nichts zu tun haben, dazu waren sie nicht prollig genug, mit Punk auch nicht so recht, lupenreinen Ska spielten sie auch nicht, Pop wie die zu Stars gewordenen MADNESS auch nicht.

Sie saßen also zwischen den Stühlen, sind eine ähnliche Ausnahmeband wie die REDSKINS, und auch wenn ihre Bekanntheit weit geringer ist als die von OPERATION IVY, würde ich sie doch als ähnlich maßgeblich bezeichnen.

Wundervoll ihre Hits „Love on the terraces“, „Countdown to Bilko“ und „The revolution starts at closing time“ – und über das titelgebende Batman-Zitat „They may be drinkers, Robin, but they’re also human beings“ muss ich immer wieder lachen.

1985 löste sich die Band auf, nachdem ein Vertrag mit einem deutschen Label sich in Nichts aufgelöst hatte, und erst 1990 gab es eine Reunion im Kombination mit der Veröffentlichung der Single-Compilation „Stranger Than Tannadice“.

Ab da blieb man sporadisch in Kontakt, es folgte 1993 eine Single auf Musical Tragedies, 1996 eine auf Damaged Goods, und 2006 dann fand das angeblich letzte Konzert statt – schade eigentlich.