SKELETON KEY

Gravity Is The Enemy

Polemisch könnte man sagen: Eine erfolgreiche Karriere sieht anders aus. 1994 in New York gegründet, bekamen SKELETON KEY in den aufgeheizten Mittneunzigern schon für das erste Album „Fantastic Spikes Through Balloon“ (1997) einen Deal beim Major Capitol, tourten mit MELVINS, GIRLS AGAINST BOYS und THE JESUS LIZARD – und dann war die Luft raus, bis auf Bassist und Sänger Erik Sanko verließen die ursprünglichen Mitglieder die Band und mit der Karriere war es vorbei, bevor sie so richtig begonnen hatte.

Aber Sanko gab nicht auf, 2002 kam auf Ipecac endlich das zweite Album „Obtainium“, es gab das, was man euphemistisch einen „Achtungserfolg“ nennt (will heißen: Kritiker finden die Platte super, aber sonst interessiert es leider niemand), und es wird dann zehn Jahre dauern, bis mit „Gravity Is The Enemy“ das dritte Album erscheinen kann (dazwischen gab es eine Liveplatte und eine EP).

Arctic Rodeo heißt das Label, kommt aus Hamburg, und hat sich schon für viele Bands als letzte Rettung erwiesen, weil da Menschen das Sagen haben, die mit dem Bauch über eine Veröffentlichung entscheiden und nicht mit einer Excel-Kalkulation.

Geholfen haben dürfte bei der Entscheidung die Tatsache, dass die Band das Album bereits aufgenommen und bezahlt hatte, Kickstarter sei Dank, jener US-Crowdfunding-Plattform, mittels derer jeder risikofreudige Spender sich an beliebigen Projekten finanziell beteiligen darf.

„Gravity Is The Enemy“ ist ein zeitloses Album, das allerdings klar an die Gründungsjahre der Band erinnert. GIRLS AGAINST BOYS, JAWBOX und andere Zeitgenossen lassen grüßen, man bewegt(e) sich im gleichen Szenekontext (das Debüt wurde von Dave Sardy und Eli Janney produziert), und erfreulicherweise hat sich Erik Sanko nie wirklich verabschiedet von diesem Post-Hardcore-Indierock mit Sinn für allerlei Einflüsse noisiger wie poppiger Art.

Ein großer Wurf ist das Album nicht, es stillt eher den Phantomschmerz, dass sonst heute niemand mehr solche Platten macht. Und das ist Existenzberechtigung genug. (Diese Band war auf der Ox-CD #101 zu hören).