WENN DAS SCHLACHTEN VORBEI IST

T. C. Boyle

T.C. Boyle hat ein Gespür dafür, seinen Finger in die Wunden von Menschen zu leben, die sich im Großen und Ganzen als auf der richtigen Seite stehend ansehen: Naturverbundene Hippies in „Drop City“ (die an ihren romantischen Naturvorstellungen scheitern), polistisch korrekte, liberale Kalifornier, die aber keine Lust auf mexikanische Einwanderer haben („Tortilla Curtain“) und doch nicht so liberal sind, oder „A Friend Of The Earth“, wo es um die in Kauf genommene Umweltzerstörung geht.

In „Wenn das Schlachten vorbei ist“ hat er sich eines Themas angenommen, dass auf der Hand lag, vor seiner Haustür im kalifornischen Santa Barbara: Der Streit um den Umgang mit der Tierwelt auf Santa Cruz Island, einer Insel einige Kilometer vor der Küste, die erst für Schaf- und Rinderzicht genutzt wurde, dann zum Naturschutzgebiet erklärt wurde, und auf der sich habitatfremde, invasive Tiere und Pflanzen so ausbreiten konnten, dass die eigentlichen „eingeborenen“ Tiere vor der Ausrottung durch Verdrängung standen.

Boyle personalisiert diese komplexe Thematik, vermischt Realität und Fiktion, lässt wohlmeinende Naturschutzbürokraten auf vegetarisch, aber sonst inkonsequent lebende fanatische Tierschützer treffen, entlarvt Gutmenschentum auf beiden Seiten und macht sich mit diesem Roman sicher keine Freunde, weder auf Seiten von PETA (die hier namentlich auftauchen) noch bei institutionalisierten Naturschützern (die es akzeptabel finden, tausende Ratten oder Schweine auszurotten, um den Zustand der Insel vor der menschlichen Besiedlung wieder hierzustellen).

Boyle erweist sich einmal mehr als genau beobachtender Chronist unserer Zeit, wertet nur bedingt, hinterlässt mehr Fragen als Antworten – und ist dabei gewohnt unterhaltend.