MARK STEWART

The Politics Of Envy

Mit THE POP GROUP hatte der Brite Mark Stewart Ende der Siebziger Post-Punk-Geschichte geschrieben, eine gerade in letzter Zeit gerne wieder hervorgekramte Band. Wobei man berechtigte Zweifel anmelden darf, ob der Großteil der betreffenden Musikjournalisten überhaupt schon mal eine Note dieser nach wie vor obskuren Formation gehört hat, die Punk, Free-Jazz, Funk, Dub und Reggae miteinander verschmolzen, inklusive aggressiver politischer Texte.

Ein Konzept, das Stewart auch auf seinen Soloplatten seit Mitte der Achtziger weiterführte, die zum Teil bei Mute veröffentlicht wurden. Sein letztes Album „Edit“ erschien vor vier Jahren, davor war zwölf Jahre lang Sendepause gewesen.

Trotz einiger, den kruden Industrial-Dub-Rock verwässernder Modernisierungstendenzen war „Edit“ allerdings ein Album ganz im Geiste früherer Stewart-Werke gewesen. Im Video zur Single „Autonomia“ des neuen Albums zappeln Stewart und PRIMAL SCREAMs Bobby Gillespie spastisch und reichlich albern in einem Auto herum, aber vielleicht hilft es ja tatsächlich, „The Politics Of Envy“ im Pkw zu hören, um überhaupt etwas Spaß damit zu haben, denn in Sachen tiefergelegte Bass-Sounds macht dem Mann nach wie vor niemand etwas vor.

Das Songmaterial selbst ist bei aller Ambitioniertheit dann doch etwas zu postmodern ausgefallen, recht platter Elektrorock an der Grenze zur peinlichen Kirmesmusik, bei dem THE POP GROUP und das alte Dub-Feeling zwar immer noch durchblitzen, oft wirkt Stewart aber, als wolle er Lady Gaga ernsthaft Konkurrenz machen.

Mit Radikalität hat das nichts mehr zu tun, eher entpuppt sich „The Politics Of Envy“ als lauwarmer Versuch, zeitgenössische Popmusik mit den eigenen Waffen zu schlagen, woran schon ganz andere Leute gescheitert sind.

Da helfen dann auch die ganzen prominenten Gastmusiker nichts mehr, darunter KILLING JOKEs Youth oder Keith Levene, Gründungsmitglied vonPiL und THE CLASH.