MY BLOODY VALENTINE

Isn’t Anything

1983 in Dublin, Irland gegründet, brauchten MY BLOODY VALENTINE langen Atem und einen Umweg über Berlin nach London sowie ein paar Singles, EPs und Mini-Alben, bis sie 1988 ein Konzert zusammen mit BIFF BANG POW! spielten, der Band von Creation Records-Gründer Alan McGee.

Der glaubte in ihnen die irische Version von HÜSKER DÜ zu erkennen, nahm sie unter Vertrag, und der Siegeszug wahlweise Horror begann. Mit den EPs „You Made Me Realise“ (1988), „Glider“ (1990) und „Tremolo“ (1991) und den beiden Alben „Isn’t Anything“ (1988) und „Loveless“ (1991) schufen MY BLOODY VALENTINE zwar ein bedeutendes Werk, doch, so heißt es, sorgten auch beinahe für den Bankrott ihres Labels.

Das zweite Album wurde nicht, wie von McGee erwartet, in einer Woche fertig, sondern erst nach zwei Jahren, und da waren angeblich Kosten in Höhe von £250.000 aufgelaufen. Die Band war ausgelaugt, das Album gefiel den Kritikern, im Gegensatz zum Debüt landete es aber nicht auf Platz 1 der britischen Charts, und McGee kickte die Band vom Label, weil er es nicht mehr ertrug, mit Sänger und Gitarrist Kevin Shields zu arbeiten.

Mit Island Records fand die Band zwar ein neues Label, doch seitdem wartet die Welt auf ein neues Album und die Fans lauern auf jedes Gerücht in dieser Richtung. Statt des Albums kam zudem eine lange Pause, 1997 die Auflösung – und 2007 zwar die Reunion und diverse Konzerte, aber bislang kein neues Album.

In der Zeit, in der die Band weg war, erfuhr der Shoegaze-Noise-Pop-Sound, für den sie neben unter anderem SLOWDIVE, RIDE und SWERVEDRIVER einst gestanden hatten (und der Anfang der Neunziger vom Britpop OASIS’scher Prägung verdrängt worden war) eine Auferstehung in Form diverser Post-Rock-Bands, die den plüschig-noisigen, zärtlich-harschen, halligen Gitarrenrock der Iren zu zitieren begonnen.

Meist nicht direkt, aber der Einfluss von MY BLOODY VALENTINE wie auch den einige Jahre vorher ihren Zenit erreicht habenden THE JESUS AND MARY CHAIN ist bei zahllosen Bands omnipräsent. Nachdem es über die Jahre verschiedentlich Rereleases der beiden Alben gab, sind nun erneut Neuauflagen (im Falle von „Loveless“ mit neuem Mastering) erschienen, wobei die Zusammenstellung „EP’s 1988-1991“ mit den Songs der Creation-EPs/Singles „You Made Me Realise“, „Feed Me With Your Kiss“, „Glider“ und „Tremolo“ sowie den Tracks der Bonus-7“ zu „Isn’t Anything“ wie auch drei bislang unveröffentlichten Stücken sicher der interessanteste der drei Releases ist – die Alben hat man ja eigentlich sowieso schon.

Die Ausstattung der Pappschuber ist ansprechend, ein Booklet mit Linernotes hätte aber auch drin sein sollen. Angeblich ging im Vorfeld der Veröffentlichung nicht alles mit rechten Dingen zu, die Band hatte Sony zur Herausgabe der Tapes aufgefordert, was das Label nicht tat – da sind wohl noch alte Rechnungen offen ...