TIN HUEY

Before Obscurity: The Bushflow Tapes

Zu den Gründungsmitgliedern der aus Akron, Ohio stammenden TIN HUEY gehört der Multi-Instrumentalist Ralph Carney, langjähriger Saxophonist von Tom Waits und in dieser Ausgabe mit einem neuen Album vertreten.

Letztendlich blieben TIN HUEY für die breite Masse eine ähnlich obskure Band wie etwa ROCKET FROM THE TOMBS, brachten es aber zumindest im Jahr 1979 auf ein echtes Studioalbum, das damals bei Warner Brothers erschien, auf dem man zwischen Frank Zappa und Captain Beefheart für die Musikszene von Cleveland und Umgebung nicht untypischen jazzigen Artrock spielte, aber dennoch deutlich eingängiger als etwa PERE UBU klang und auch nicht vor konventionelleren Rock- und Pop-Momenten zurückschreckte.

Dem Album „Contents Dislodged During Shipment“ war natürlich kein kommerzieller Erfolg beschieden und die Band damit für Warner auch schon gleich wieder gestorben. 1999 erschien dann sogar noch ein zweites Studioalbum, dessen Songmaterial aber bis in die Frühzeit der Band zurückreichte.

Die anscheinend ursprünglich bereits 2009 veröffentlichte Zusammenstellung „Before Obscurity: The Bushflow Tapes“ ist ganz klar ein Fall für musikhistorisch interessierte Archäologen, versammeln sich hier doch insgesamt 18 Aufnahmen aus der Frühzeit der Band Ende der Siebziger, also die in solchen Fällen nicht ungewöhnliche Mischung aus unveröffentlichten Stücken und Live-Aufnahmen, was klanglich und stilistisch nicht immer wirklich homogen klingt.

Der Reiz dieser eigenwilligen Band entfaltet sich dementsprechend langsam und nur dem wirklich aufgeschlossenen Hörer. Zuerst ist man auch fast etwas enttäuscht, wie konventionell TIN HUEY doch klingen, dafür scheinen hier wirklich virtuose Musiker am Werk zu sein, was ja nicht immer selbstverständlich ist.

TIN HUEY waren sicherlich nicht die revolutionärste Band der damaligen Musikszene von Akron und Cleveland um DEVO, PERE UBU, THE ELECTRIC EELS oder THE RUBBER CITY REBELS, aber möglicherweise hat ihnen ihr wesentlich zugänglicheres Songmaterial eine gewisse Zeitlosigkeit gesichert, die sie nicht ausschließlich für ausgesprochene Liebhaber avantgardistischen Liedguts interessant macht.

Nebenbei covern sie hier übrigens auch noch auf recht unpeinliche Art „I wanna be your dog“ von den STOOGES.