FUTURE OF THE LEFT

The Plot Against Common Sense

Mit „The Plot Against Common Sense“ präsentieren FUTURE OF THE LEFT ihr drittes Album. Genug Zeit und Audiomaterial für MCLUSKY-Fans also, um sich an Andrew „Falco“ Falkous’ neue Band zu gewöhnen. Zeit hat sich auch die mittlerweile auf vier Personen angewachsene Band genommen, denn der Aufnahmeprozess zog sich unerwartet in die Länge.

Als Appetizer und zur Verkürzung der Wartezeit wurde die EP „Polymers Are Forever“ im Frühjahr veröffentlicht, deren Titeltrack sich auch auf dem Album findet. Feststellen lässt sich nach dem ersten Hören folgendes: Viel verändert hat sich nicht.

Und das ist im Falle der Waliser auch gut so. Der zweite Höreindruck offenbart dann noch einige neue Details. Gegenüber den Vorgängeralben sind die Songs dieses Mal zumindest das eine oder andere Mal gestraffter.

Die Single „Sheena is a t-shirt salesman“ kommt in knapp über zwei Minuten auf den Punkt und spannt auf diese Weise den Bogen zur Vorgängerband MCLUSKY. Das melodische „Goals in slow motion“ rollt straight geradeaus und fügt der Band eine neue musikalische Facette hinzu.

Auch der Gesang ist ausgefeilter, als auf den ersten beiden Alben. Falkous wechselt ständig die Stimme, singt mal melodisch, mal zurückhaltend, mal kreischig, mal im Rockabilly-Stil, wie im Hidden Track.

Wie alle Alben von FUTURE OF THE LEFT zeichnet sich auch „The Plot Against Common Sense“ durch eine gute Portion musikalischen Wahnsinn und Falkous’ sarkastische Texte aus. Ursprünglich geerdet im Steve-Albini-geprägten Noise-Rock, nehmen die Songs unerwartete Wendungen an, wie das repetitive, schleppende „City of exploded children“, dass sich schleichend in einen Chorgesang mit Marschrhythmus verwandelt.

Dass FUTURE OF THE LEFT dabei zum Glück nicht MARS VOLTA werden, ist sicher dem Talent der Band zu verdanken, die Titel immer wieder auf den Punkt zu bringen – und hängt natürlich auch mit Falkous’ abgedrehtem Zynismus zusammen.

Dieser führt erneut zu Songtiteln/zeilen für die Ewigkeit, wie „Robocop 4 – Fuck off Robocop“, in dem Falkous die Sequel-Geilheit der Hollywood-Studios aufs Korn nimmt. Auch ansonsten hagelt es in den Texten genügend Querverweise: Billy Corgan, Johnny Depp, Che Guevara, SLIPKNOT, NIRVANA („Girls aloud were the new NIRVANA, then any old shit was the new NIRVANA“) – alle werden als Referenzen oder für Vergleiche herangezogen.

Nicht immer politisch korrekt kämpft Falkous durchgängig für die gute Sache – seine eigene Meinung. Wie sehr er sich in dabei in Rage reden beziehungsweise schreiben kann, zeigt eine Anekdote im Vorfeld der Veröffentlichung: Aufgebracht durch eine Rezension auf pitchfork.com sah sich Andrew Falkous genötigt, den verantwortlichen Redakteur in einem offenen Brief (zu finden in seinem Blog) langatmig und wortgewaltig zu zerpflücken – eine neue Form des Direktmarketings? Wie dem auch sei, „The Plot Against Common Sense“ ist nicht zuletzt durch den langen Reifeprozess das vielleicht beste FUTURE OF THE LEFT-Album geworden.

Mittlerweile vom Noise-Rock emanzipiert, stehen Krach, Pop, Provokation und Melodie gleichberechtigt nebeneinander.