ROYAL STREET ORCHESTRA

Visible At Given Temperature

Wer Bands gerne in Schubladen einsortiert, braucht für das ROYAL STREET ORCHESTRA, kurz RSO, eine sehr große. Denn was diese Band zaubert, ist an Multikulti kaum zu überbieten. Das Debütalbum „Visible At Given Temperature“ bietet eine Mischung aus Balkan-Pop, einer guten Prise Progressive Rock, ein bisschen Jazz, aber irgendwie auch Funk und nicht zuletzt darf man den gewaltigen Orient-Einschlag nicht vergessen.

Bei einem solchen musikalischen Potpourri ist es ebenfalls nicht verwunderlich, dass die Band aus Menschen verschiedener Kulturen zusammengesetzt ist. Da trifft Griechisch auf Bosnisch auf Serbisch auf Deutsch auf Türkisch – und alles mit der Heimat Wuppertal.

Wer da noch durchblickt, wird von den ersten Klängen des Albums überrascht sein, wenn auch diese zugleich richtungsweisend sind: Leichte orientalische Klänge, die ersten Worte mit einem arabischen Akzent, fühlt man sich, als wäre man direkt in ein Märchen aus 1001 Nacht katapultiert worden.

Die beschwörende Melodie des Openers „Alley camel riot“ sammelt den Hörer direkt ein. Beim Übergang zum zweiten Track der CD, „Hydra“, wird weiter Fahrt aufgenommen. Besonders der Bass hat hier eine übergeordnete Rolle und sorgt für einen Beat, der einen mitgehen lässt – zumindest der Fuß wippt ordentlich mit.

Auch die manchmal dissonant anmutende Violine bietet eine rundum gelungene Atmosphäre. Bei Liedern wie „Final sunrise“ kommt zudem Frauengesang zum Einsatz, welcher den Orientflair unterstützt und man vor dem inneren Auge die Bauchtänzerinnen sieht.

Durch die fließenden Übergänge fällt es zudem gar nicht sonderlich auf, wenn ein Lied zu Ende ist und das nächste anfängt. Vielmehr hat man den Eindruck, in einer Geschichte zu sein, die erzählt wird, und so ist man dann doch ein wenig traurig und enttäuscht, dass dieses Album nur 35:55 Minuten lang ist.

Aber diese Enttäuschung ist auch ein gutes Zeichen: Man will mehr hören – und darauf freut man sich jetzt schon.