RAVEONETTES

Observator

Das letzte Album der RAVEONETTES, „Raven In The Grave“, war eine dunkle und melancholische Selbstreflexionsreise in das Gefühlsleben von Sängerin Sharin Foo und Sune Rose Wagner. Und schon hier hatte das Duo seine Ursprünge im Beat-Box-affinen Shoegaze im Wesentlichen hinter sich gelassen.

Beim neuen Album „Observator“, das mit dem zehnjährigen Bestehen der Band zusammenfällt, trifft dies nun umso mehr zu. Geprägt wird das Album durch Fuzzgitarren, die mitunter auch Jeffrey Lee Pierce hätten gefallen können (THE GUN CLUB ist eine ganz entscheidende Inspiration für Sune Rose Wagner), durch gloomy Klavierfragmente und Boy-Girl-Harmonien im wunderbar aufeinander angestimmten Wechselgesang.

Ein Highlight ist der Song „Observations“, eine verlorene Gitarre und ein kristallin schönes Pianotune bilden hier die Grundlage für den Gesang der beiden. Ein Song, wie er am frühen Morgen am Venice Beach in Los Angeles entstanden sein könnte, beim Betrachten der Spaziergänger im ersten Sonnenlicht.

Introspektiv ist ein Schlüsselattribut, welches dieses Album treffend charakterisiert. Man mag es als trivial empfinden, aber Sune Rose Wagner überwand seine dunkle Phase und seine diagnostizierte Depression auch mit einer Art Erweckungserlebnis dort am Strand von Venice Beach, und so hat die auf „Observator“ bestimmende Melancholie eher etwas Versöhnliches.

Da schwingt fast das epische Melodrama von THE MOODY BLUES und deren „Nights in white satin“ mit und wird in gewisser Weise mit den späten, dem dunklen Pop durchaus aufgeschlossenen THE JESUS AND MARY CHAIN gekoppelt.

„She owns the street“ ist eine weitere gelungene Reminiszenz an die Romantik des Alltags, wenn man mit wachen Augen durch New York wandelt, wie das Sune Rose Wagner eben oft tut. Der Song handelt von einer Tänzerin, die aus den New Yorker Clubs geflogen ist, jetzt tanzt sie auf den Straßen vor fremden Menschen, läuft vor Autos und tanzt auf Hydranten und an allen möglichen Orten der Stadt.

Sie tanzt mitten im Verkehr und die Autos fangen an zu hupen. Dieser Song ist extrem visuell. Sune Rose Wagner ist ein imaginärer Träumer, der die RAVEONETTES emotional veredelt hat und sich vornehmlich von (tanzenden) Außenseitern und der Liebe an sich inspirieren lässt und heraus kommen dabei filigrane Songs über seltsame Menschen.

Wagner ist ein Beobachter mit wachen Augen, ein Chronist der Stadt, der zwischen dem offensichtlich Wahrnehmbaren die wirklichen Dinge herausfiltert. Eine Eigenschaft, die ihn beispielsweise mit dem jungen Morrissey verbindet.

Entstanden ist so ein wunderbar eindringliches Album, das innerhalb von sieben Tagen mit ihrem Mentor Richard Gottehrer (unter anderem BLONDIE, THE GO GO’S, DUM DUM GIRLS, Richard Hell) in den Sunset Sound Studios aufgenommen wurde.

Mit dem arbeitete die Band bereits beim Album „Pretty In Black“. THE RAVEONETTES gehen ihren Weg, ohne bewusst eine Richtung zu haben, sie lassen sich dabei komplett von ihren Befindlichkeiten leiten und das schafft wirklich die beste Grundlage für die Songs des Duos.