DIE HÖLLE IST HOFFENTLICH EIN WARMES PLÄTZCHEN, UM SICH ZU ERHOLEN

Alex Gräbeldinger

Alex Gräbeldinger ist wohl der einzige Mensch, über dessen Kotze ich gerne lese. Nachdem seine schonungslosen Offenlegungen der eigenen persönlichen Schwächen bereits zwei Bücher gefüllt haben, beglückt uns der Ox-Kolumnist nun mit einem Hörbuch mit dem wohlklingenden Titel „Die Hölle ist hoffentlich ein warmes Plätzchen, um sich zu erholen“.

Es wird vom Schauspieler Oliver Korittke gelesen, dessen tiefe, vor Coolness strotzende Stimme wie die Faust aufs Auge zu den Texten passt und ihnen zu sogar noch mehr Charme verhilft. 15 Kurzgeschichten aus den beiden Büchern sind darauf enthalten, darunter „Als Kind wollte ich immer Penner werden“, „Weder GG Allin noch Sid Vicious wollen meine MySpace-Freunde sein“ oder „Heute New York, morgen Weltherrschaft, übermorgen Salzstangen und Rotwein“.

Die Gründe für die Entstehung dieser Texte sind mir nach wie vor nicht ganz klar: Sind sie auf ein fehlendes Schamgefühl, gepaart mit einer Form von literarischem Exhibitionismus zurückzuführen? Soll man die Schriften als Provokation der spießigen Mainstreamliteratur verstehen? Oder wurde dem Autor bei einem seiner Irrenhausbesuche autobiografisches Schreiben als therapeutische Maßnahme empfohlen? Ist aber eigentlich egal, denn großartig sind die Geschichten allemal.

Die Sahnehäubchen auf der Doppel-CD sind ein von Aku! (u.a. MUFF POTTER) gemaltes Poster und ein von selbigem gezeichneter Comic. „Die Hölle ...“ ist die akustische Verkörperung des Gefühls, mit einem bekotzten Feinrippunterhemd bekleidet in eisiger Nacht schlaflos im eigenen Auto zu liegen, Johnny Cash zu hören und auf den Weltuntergang zu warten – in der einen Hand einen Schlagring, in der anderen Zuckerwatte ...