CASANOVAS SCHWULE SEITE

Das Rock’n’Roll Imperium schlägt zurück

Für die erneute Verrockung von Teilen des deutschen Punkrocks ab 1998 darf man wohl TURBONEGRO und „Apocalypse Dudes“ verantwortlich machen, nachdem sich das Genre in den Neunzigern doch recht erfolgreich rückverstumpft und wieder frei von Spätachtziger-Bandana-Cowboystiefel-Ästhetik gemacht hatte.

Als CASANOVAS SCHWULE SEITE sich 2000 zu einer kurzen, intensiven und bis heute nur von wenigen „Reunion“-Konzerten geprägten Karriere zusammenfanden, waren die Norweger, letztendlich wegen „substance abuse“, bereits seit zwei Jahren zerrockt, ein autoerotisches Gniedel-Gniedel innerhalb des üblichen asexuellen Schramm-Schramm blieb aber weiterhin akzeptiert.

Die Kölner KNOCHENFABRIK fand 1998 ein ähnlich bedingtes und abruptes Ende wie TURBONEGRO, die aus Kölner Vororten stammenden WOHLSTANDSKINDER – der gar nicht mal so ironische Zeitgeist sollte ihnen noch ein THE voranstellen – wähnten sich damals noch auf dem Weg nach oben, und mit Teilen beider Bands zusammen entstand 2002 „Das Rock’n’Roll Imperium schlägt zurück“, der wohl einzige so ernstzunehmende wie augenzwinkernde Beitrag Deutschlands zum so erfrischenden wie ermüdenden TRBNGR-Kult und das musikhistorische Bindeglied zwischen KNOCHENFABRIK und CHEFDENKER, das jetzt, zum zehnjährigen Jubiläum, erstmals auf Vinyl erscheint, natürlich mit wie bei Rockstar Records üblichem Siebdruckcover; bei Vitaminepillen gab es einst nur eine CD.