GREEN DAY

¡Uno!

Es ist richtig gut, dass ich GREEN DAYs Album-Trilogie „¡Uno!“, ¡Dos!“, „¡Tré!“ erst jetzt bespreche, weil ich so auch etwas zur gesamten Debatte über die Releases sagen kann. Jedes dieser drei Alben ist ein eigenständiges Release – „¡Uno!“ erschien Ende September, „¡Dos!“ Anfang November und „¡Tré!“ Anfang Dezember 2012.

Durch den zeitlichen Abstand habe ich all das Bashing gehört, gesehen und gelesen, das GREEN DAY für alle drei Platten abbekommen haben. Und es stimmt, GREEN DAY tun sich mit diesen keinen Gefallen! Trotzdem ist die Sache nicht so einfach, wie sie auf den ersten Blick scheint.

Klar, GREEN DAY sind eine dankbare Zielscheibe, allein schon deswegen, weil diese Platten viel zu einfach gestrickt sind, als dass man sie nach den zwei großartigen, ernsten Alben „American Idiot“ und „21st Century Breakdown“ wirklich für voll nehmen könnte.

Dazu kommt obendrein dieser miese Habitus, den die Band mittlerweile pflegt. Zum Beispiel war Billie Joe Armstrongs Ausraster beim iHeart Radio-Festival im September in Las Vegas so unfassbar peinlich, dass ich als GREEN DAY-Fan am liebsten im Boden versunken wäre.

Die Band spielte gerade, als sie die Regieanweisung erhielt, dass sie in wenigen Augenblicken aufhören solle. Armstrong flippte daraufhin völlig aus, zerschlug Equipment und schwadronierte vor Wut schäumend irgendwas von den „twenty efffffing years“, die er nun schon dabei sei, und dass „nobody“ ihm sage, was er zu tun habe.

Aber, Entschuldigung, GREEN DAY haben sich selber auf das kommerzielle Niveau gebracht, auf dem Fernsehauftritte und Regieanweisungen längst Routine sind. Wer das als Künstler nicht checkt, leidet an Realitätsverlust! Rein musikalisch sind „¡Uno!“, „¡Dos!“ und „¡Tré!“ aber gar nicht so schlecht, wie sie gemeinhin gemacht werden.

Versteht mich nicht falsch, ich sage nicht, dass diese Alben gut sind – das sind sie nämlich auf keinen Fall. Aber sie sind auch nicht schlecht, sondern einfach Mittelmaß, weil die Masse der Songs (immerhin 37 auf drei Alben verteilt) einfach zu identisch klingt, als dass man solche Begeisterungsmomente wie bei „American Idiot“ verspüren könnte.

Vielleicht hat sich die Band einfach zu viel vorgenommen. Einerseits wollten sie zu ihren Wurzeln zurück, das heißt konkret, sie wollten garagigen Pop-Punk spielen. Andererseits wollten sie erst ein Doppelalbum machen, schrieben dann aber so viele Songs, dass daraus drei Alben wurden.

Irgendwo passt das jedoch einfach nicht zusammen. Garagiger Pop-Punk ist gut, wenn er kurz und knackig ist und, sagen wir mal, ein 35-minütiges Album füllt. Wenn ich mir vornehme, eine Trilogie zu schreiben, dann brauche ich aber Abwechslungsreichtum, viel Liebe zum Detail und zahllose Songwendungen, die der Hörer nicht erwartet und die den Fan begeistern.

Von alledem findet man nichts auf diesen drei Alben. Klar, es gibt gute Songs wie „Angel blue“ und „Carpe diem“ auf „¡Uno!“ oder „Ashley“ auf „¡Dos!“ – der Punkt ist auch gar nicht, dass alle Songs schlecht wären, sondern dass die guten Songs auf einen einzigen Longplayer gepasst hätten und GREEN DAY sich den Rest lieber hätten sparen sollen.