SNUFF

5-4-3-2-1-Perhaps?

SNUFF gründeten sich 1986 in London, um Punkrock, Motown, MINOR THREAT, den Bergarbeiterstreik (!), MOTÖRHEAD, DC, frühe THE WHO und 2Tone zu einem neuen, einzigartigen Gebräu zu vermischen. Das gelang ihnen ohne Zweifel! Wie oft habe ich damals in den ersten Monaten das 1989er Debüt „Snuff Said ...“ gehört? 200 Mal, 300 Mal? Unglaublich frisch, schnell, melodisch, ohne wimpy zu sein.

Unvergessen sind die Konzerte im Keller der Kölner Rhenania („Butter bei de Fische“ forever!). Aus heutiger Sicht dienten SNUFF dabei als Blaupause für kommerziell erfolgreiche Chartbands wie GREEN DAY, OFFSPRING oder BLINK-182.

Sie nahmen sich Auszeiten, 1991 hatten sie sich aufgelöst, 1994 neu formiert, nun mit Lee Murphy an der Orgel und Loz Wong an der Gitarre, der Simon Wells (später bei SOUTHPORT) ersetzte.

Im Folgejahr wurde das Album „Demmamussabebonk“ veröffentlicht. Für das Coveralbum „Potatoes And Melons Wholesale Prices Straight From The Lock Up“ (1997) ersetzte Lee Batsford das verstorbene Gründungsmitglied Andy Crighton am Bass.

Coversongs/Coveralben, auch eine Leidenschaft der Band: „I think we’re alone now“ von ihrem Debüt zum Beispiel, im Original von TOMMY JAMES & THE SHONDELLS, wurde einer der SNUFF-Hits überhaupt.

Aber seit „Disposable Income“ (2003) war Sendepause, das obskure Coveralbum „Greasy Hair Makes Money“ und das Best-Of-Album „Six Of One, Half A Dozen Of The Other“ lasse ich mal außen vor.

Sänger/Drummer und Hauptsongwriter Duncan Redmonds nahm sich die Zeit für sein Nebenprojekt BILLY NO MATES (inklusive je einer Backing-Band für Europa und für Japan), vorher gab’s ihn auch bei GUNS N’ WANKERS an der Gitarre, bei DOGPISS war er Gast und nicht zu vergessen natürlich das famose „Soloalbum“ „Bubble & Squeak“.

Dazu lud er sich die Crème de la Crème des Punkrock ein (Frankie Stubbs, Jens Rachut, Baz Oldfield, Fat Mike ... um nur ein paar zu nennen), um mit ihnen seine Songs aufzunehmen. Zeitsprung, SNUFF sind mit „5-4-3-2-1-Perhaps?“ zurück und schaffen es, an ihre besten Zeiten anzuknüpfen.

Zehn Songs, die die ganze stilistische Bandbreite abdecken. Highspeed-Kracher, bei denen man sich fragt, wo Duncan die Luft für den Gesang hernimmt. Melodische Punkrock-Songs, catchy und hart zugleich, ebenso die musikalische Reminiszenz an 2Tone-Bands wie SPECIALS oder MADNESS.

Eben alte Klassiker, neu verpackt und immer noch schmackhaft. Eindeutig der Hit des Albums ist „EFL“ – ursprünglich unter dem Titel „Ethel“ auf der „5-4-3-2-1 Ding-A-Ling Yahon“-EP 2011 erschienen.

Er zeigt die ganze Klasse der Band: Er wird angetrieben durch einen Bläsersatz, der MADNESS gefallen würde, hat eine coole Sixties-Orgel, die englischer nicht klingen kann – er ist ein Stomper, der den Ohrwurmcharakter von „Football’s coming home“ hat und mit einem Text versehen, dass es einem die Tränen in die Augen treibt.

Auf der CD sind schöne Akustikversionen der beiden Hitsingles „EFL“ und „In the stocks“ als Bonustracks. SNUFF sind heute: Duncan Redmonds (Schlagzeug, Gesang), Loz Wong (Gitarre), Lee Erinmez (Bass), Oliver Stewart (Posaune) und Lee Murphy (Orgel).

Übrigens, Duncan ist im März 2013 mit den TOY DOLLS auf Tour.