16 HORSEPOWER

Low Estate

Wenn man bedenkt, wie umstritten David Eugene Edwards, Frontmann von 16 HORSEPOWER und später dann WOVEN HAND, wegen der Verarbeitung seines christlichen Glaubens in seinen Texten ist, steckt sicherlich ein gehöriges Maß an Ironie in der Tatsache, dass ausgerechnet eine christliche Ladenkette namens Family Christian bei deren zweitem Album „Low Estate“ den sexuell expliziten Text des Songs „Hang my teeth on your door“ beanstandete.

Man ist bei Edwards gewarnt, allerdings gibt es Schlimmeres im Bereich des christlich geprägten Kulturbetriebs als diesen musizierenden Wanderprediger, der seine religiöse Prägung als Kind in der Gemeinschaft der „Kirche des Nazareners“ abbekam.

Musikalisch waren 16 HORSEPOWER aber bereits auf ihrem zweiten Album von 1997 – das Debüt „Sackcloth ’n’ Ashes“ erschien ein Jahr zuvor ebenfalls beim Major A&M Records – eine Klasse für sich.

Alternative Country, der sich wie so vieles im Americana-Bereich aus Folk, Blues und Country speiste, aber eine ungewohnte aggressive Schärfe, Feurigkeit und Verzweiflung besaß, die man zuletzt bei Jeffrey Lee Pierce gehört hatte.

Dazu passt natürlich gut, dass 16 HORSEPOWER den GUN CLUB-Song „Fire spirit“ coverten, der hier neben „The partisan“ als Bonustrack enthalten ist, wie schon auf der 1998er-Zweitauflage der Platte.

Produzent John Parish konnte den speziellen Sound der Band auf „Low Estate“ auch gekonnt einfangen und ich bin angenehm überrascht, wie kraftvoll und differenziert dieses hervorragende Album auf Vinyl klingt.