NETTLE RIVER

Persolizer

Mitte der Achtziger war Waltrop eine Art Klein-Seattle mitten im Ruhrpott mit einer äußerst fruchtbaren Musikerszene, die jede Menge tolle Bands hervorbrachte und mit Big Store Records auch noch gleich ein Label dafür an der Hand hatte.

Gut nachzuhören ist das auf dem Labelsampler „The Sound & The Fury“ von 1987. Das letzte Interessante aus dieser Ecke war das JIM WAYNE SWINGTETT, das Stefan Kullik dann zusammen mit Bernd Uebelhöde (WELL WELL WELL, FERRYBOAT BILL) noch bis ca.

2007 als Duo unter dem Namen SONS OF JIM WAYNE weiterführte („westfalisierte Roots-Songs und verregneter Country ...“). Seit knapp fünf Jahren gibt es nun die sechsköpfige Band NETTLE RIVER aus Waltrop und Dortmund, bei der zwei Mitglieder des JIM WAYNE SWINGTETT mit dabei sind.

Ihre erste Veröffentlichung ist mit insgesamt 27 Stücken eine stilistisch recht ausschweifende Angelegenheit, die den musikalischen Interessen aller Beteiligter offenbar gerecht werden sollte, die alles abzudecken, was man sich so unter Traditionsmusik amerikanischer Prägung vorstellen kann.

Dabei machen die Damen und Herren keinen Hehl aus ihrer deutschen Abstammung und verpassen „Persolizer“ einen charmant trashigen Wohnzimmer-Sound. Songwriterisch zwar nicht ganz auf der Höhe von FINK oder SONS OF JIM WAYNE, aber die grundsätzliche Authentizität von NETTLE RIVER und ihr durchweg überraschender stilistischer Spagat machen das Debüt zu einer echten Wundertüte.