CULT OF LUNA

Vertikal

Um vorweg ein für allemal mit den fälschlicherweise verbreiteten Informationen aufzuräumen: Nein, „Vertikal“, das sechste Studioalbum der Schweden CULT OF LUNA, ist kein Konzeptalbum über Fritz Langs Zwanziger-Jahre-Science-Fiction-Stummfilmepos „Metropolis“.

Man ließ sich lediglich von dem Werk inspirieren und versuchte, gewisse Elemente der damals arg futuristischen und überspitzten Darstellung einer Zwei-Klassen-Gesellschaft ins Hier und Jetzt zu übertragen und, ganz allgemein, das Leben in einer Großstadt in Musik zu übersetzen.

Hat man „Vertikal“ während eines zweistündigen Spazierganges durch die Straßen auf dem Kopfhörer, wird deutlich, dass es hier weniger um den hektischen Alltag in der Stadt, als vielmehr um die oftmals daraus resultierende Depression geht.

Dass da kein Platz für lieblich klingende Tonfolgen und Melodien ist, das liegt auf der Hand. Stattdessen bilden kantige Riffs und eine, selbst für dieses Genre, beispielhafte Monotonie das Grundgerüst dieser Platte.

Bewegt man sich mit „I: The weapon“ noch auf verhältnismäßig vertrautem Terrain, so stellt das folgende 18-Minuten-Monster „Vicarious redemption“ in dieser Hinsicht die erste Herausforderung an den Hörer dar und auch das mit Synthie-Gewaber und cleanen, düsteren Vocals eingeleitete „Disharmonia“ ist für sanfte Gemüter ein schwer zu schluckender Brocken.

Ich bin sicher, das selbst hartgesottene CULT OF LUNA-Fans anfangs ihre Probleme mit „Vertikal“ haben werden, bin mir aber genauso sicher, dass diese Platte das Zeug dazu hat, noch in zehn oder zwanzig Jahren als Referenzwerk genannt zu werden.