GIMP FIST

Marching On And On

Die dümmste deutsche Band aller Zeiten sind und bleiben die BÖHSEN ONKELZ. Musikalisch schlecht, und inhaltlich stets geprägt von dieser saudummen Opferhaltung. Bis heute eifern ihnen noch talentlosere Opferbands nach, die nichts können, außer sich zu beklagen.

Warum das irgendwie etwas mit Punk- und Skinhead-Kultur zu tun haben soll, hat sich mir nie erschlossen –die Geisteshaltung entspricht eher jener der debilen Bild-Leserschaft. Das genaue Gegenteil verkörpern GIMP FIST aus England, die sich mit ihrem neuen Album „Marching On And On“, dem Nachfolger von „The Place Where I Belong“ (2010) und „Your Time Has Come“ (2008) nochmals gesteigert haben.

Das Saxophon-Intermezzo der letzten Platte ist Vergangenheit, Mike, Jonny und Chris sind wieder als Trio unterwegs, und wer immer COCK SPARRER und NEWTOWN NEUROTICS (man achte auf die roten Sterne im Logo und auf dem Cover), aber auch ASTA KASK und GENERATORS liebt, sollte endlich seine neue Lieblingsband entdecken.

GIMP FIST verstehen ihr Handwerk, ihr Punkrock ist einerseits bestens produziert (das merkt man spätestens beim wundervollen Dub-Reggae-Song „Guilty“), andererseits mangelt es ihm aber auch nicht an rauher Aggression.

Vom talentlosen Gestümper 99% jener Bands, die als Skinheads (oder schlimmer, als „Deutschrocker“) nur stillosen, hüftlahmen Rumpelrock (die Frankfurter verbreiten auf ewig ihren Pesthauch) zustande bekommen, sind sie Lichtjahre entfernt – wer immer einen Hauch von Bewusstsein für die Ursprünge von Oi! hat, müsste das längst erkannt haben.

Auch für ihre Texte kann man GIMP FIST nicht genug abfeiern: Wut richtet sich hier gegen die Schuldigen, nicht gegen Sündenböcke. In „British bullets“ wird, anstatt die vergangene Größe der Ausbeuter- und Kolonialisten-Nation zu beschwören, die Rolle Englands an der Seite der Weltpolizei USA kritisiert, in „Back on my feet“ wird jenen, die bis heute unter den „Reformen“ der Thatcher-Regierung leiden, Mut gemacht, „Gotta get away“ thematisiert die Schwierigkeit, sich selbst zu verändern, „She’s a skinhead now“ preist unpeinlich die Zugehörigkeit zu einer gewissen Lebensweise – die Macht der Liebe, Skinheadpoesie pur.

„Waste away“ feiert das Leben, ruft dazu auf, heute zu leben und nicht morgen, „Guilty“ stellt die berechtigte Frage, warum sich die Wut der Massen und der Medien immer auf die Täter richtet, anstatt zu fragen, wer die gesellschaftliche Verantwortung für die Verhältnisse trägt, die Menschen erst zu Straftätern werden lässt.

„I believe“ fordert dazu auf, Vertrauen in die Jugend zu haben, „First in line“ ist eine Hymne an die Macht der organisierten Arbeiterschaft, und „Fear of unemployment“ drückt genau dieses unbestimmte Gefühl aus.

Alle Texte sind smart und durchdacht, keine plumpe Parole ist dabei – hier muss man an NEWTOWN NEUROTICS denken. Bemerkenswert ist auch das Gespür von GIMP FIST für schmissige Refrains: bei jedem Song sind die Refrains und Slogans so smart gesetzt, dass man beim ersten Hören merkt, wo man mitsingen, mitgrölen kann, ja muss.

Dazu sind die Gitarren bissig, das Schlagzeug treibend ... ich wüsste nicht, was man an diesem Album hätte besser machen können.