PETRELS

Onkalo

Tausend Jahre steht die Winchester Chapel bereits an Ort und Stelle, musste aber zwischendurch vom Berufstaucher William Walker in ihrem Fundament verstärkt werden, um nicht zu versacken. Onkalo, ein atomares Endlager an der Westküste Finnlands, soll ganze 100.000 Jahre und damit vielleicht die Menschheit selbst überdauern.

Was die beiden gemeinsam haben? Oliver Barrett hat beiden als PETRELS jeweils ein Album gewidmet. Nach „Haeligewielle“ folgt mit „Onkalo“ nun das nächste Konzeptalbum, das sich als Hauptthema vor allem Zeit und Dauer setzt.

Und das musikalisch verarbeitet, natürlich. Unter vier Minuten geht nichts, ab zehn wird es erst richtig spannend. Das zwanzigminütige Herzstück der Platte, „Characterisation level“, lässt mit seinem düsteren Ambient-Techno-Elementen alles gefrieren, die intensiven Drone- und Noise-Eskapaden von Tracks wie „Giulio’s throat“ und „White and dodger herald the atomic age“ überschütten die Nerven mit Eindrücken, „Time buries the door“ und „Kindertransport“ reizen die Tränendrüsen mit ihren elegischen Streichern, „On the dark great sea“ lässt mit seinen tribalesken Rhythmen und betroffenen Chorpassagen die Verlorenheit ins Haus.

„Onkalo“ ist mächtig und vollbepackt mit Eindrücken, seine Wirkmacht erschließt sich erst nach und nach. Dann aber in Gänze. Es braucht eben Zeit.