AFTERLIFE KIDS

Morgengrauen

Berlin und Bremen haben augenscheinlich wenig gemein, von einer starken linken Szene und dem dezent ranzigen Stadtbild einmal abgesehen. Hardcore wäre noch ein weiteres Bindeglied, allerdings hat der legendäre Bremer Stil zwischen rauhbeinigen Crust-Einflüssen und paranoiden Moshparts seine besten Jahre bereits hinter sich.

Obwohl, da wären ja die AFTERLIFE KIDS. Die kommen zwar eigentlich aus Berlin, lassen den Sound von ACME und Co. aber wieder aufleben. Zur Sicherung der eigenen Note gibt’s neben dem obligatorischen Schuss Pfeffi noch ein wenig krachig-flächige Klangspielereien dazu.

Während das reine Noise-Tape „Elementar“ noch eher unterwältigend ausfiel, schließt „Morgengrauen“, der erste Vinyl-Release der Band, wieder an den Sound des Debüts „Geisterhand“ an. Soll heißen: Es rumpelt und mosht in vertrackten Rhythmen und wuchtigstem Sound, dass es eine (Un?)Freude ist.

Garniert wird das mit desolaten Texten, die mal Camus’ existenzialistischen Gassenhauer „Der Mythos des Sisyphos“, mal Kubricks „Dr. Strangelove“ anzitieren und die Absurdität des urbanen Alltagsabfucks in großen grauen Lettern auf große graue Wände schreiben.

Das geht anno 2013 in Berlin ebenso gut auf wie es das Anfang der Neunziger Jahre in Bremen tat. Und knallt – regional unabhängig – ziemlich rein.