CJ RAMONE

Reconquista

Man kann es Ersatzdroge nennen. Man kann es Abklatsch von etwas nennen, das schon lange vorbei ist. Aber man kann es auch einfach so nennen: Das erste RAMONES-Album nach dem Ende der RAMONES. Das beste RAMONES-Album seit „Mondo Bizarro“ von 1992.

Und das lange herbeigesehnte Lebenszeichen von einem, der die Legende in den späten Jahren mitgeprägt und ihr in den letzten sieben Jahren noch einmal einen ordentlichen Tritt in den Hintern gegeben hat.

Genau das hört man CJ Ramones „Reconquista“ in jeder Sekunde an. Der Nachfolger von Dee Dee am Bass hatte nach dem Ende der Band zwar noch die WARM JETS, die LOS GUSANOS und BAD CHOPPER, aber das war alles nur Nebensache, Abwechslung, charmanter Allerweltspunk.

Das hier ist dagegen ein Album, das den inoffiziellen Untertitel „RAMONES-Tribute“ absolut verdient hat. Eines, das Joey und Johnny und Dee Dee ein fettes Grinsen aufs Gesicht gezaubert hätte.

„Reconquista“ mit Songs über die drei toten Bandmitglieder („Three angels“), über Gentrifizierung und Clubsterben in New York („What we gonna do now?“), mit seiner typischen Joey-„Baby“-Ballade („You’re the only one“) oder mit seinem Dicke-Hose-Punk („King Cobra“) ist so sehr RAMONES, dass dagegen selbst die beiden famosen Soloalben Joeys um Welten zurückfallen.

Es ist sogar so sehr RAMONES, dass man beim Hören glaubt: Verdammt! Sie sind wieder da! Nur einen Moment lang. Und das reicht für alle, die diese Band bis heute lieben und verehren – also für knapp 99% aller Punk-Aficionados.