RED HARE

Nites Of Midnite

Was macht eigentlich ... Shawn Brown? Genau, der erste Sänger von DAG NASTY, mit dem die Band das Material von „Can I Say“ schrieb, der aber noch vor den Aufnahmen (die dann mit Dave Smalley erfolgten) die Band verlassen hatte? Und was macht eigentlich Jason Farrell, der einst bei den DAG NASTY-Zeitgenossen SWIZ Gitarre spielte und später bei BLUETIP und RETISONIC? Ganz einfach: Beide machen zusammen Musik unter dem Namen RED HARE, unterstützt von Dave Eight/Stern (Bass, ebenfalls Ex-SWIZ) und Joe Gorelick (Drums), und setzen damit fort, was sie einst mit SWIZ begonnen hatten, bei denen ja ebenfalls Brown sang, bis die Band sich 1990 auflöste (und 1996 bis ’98 unter dem Namen SWEETBELLY FREAKDOWN eine kurze Auferstehung feierte).

Gemischt von J Robbins und auf dem alten bandeigenen Hellfire-Label (in Kooperation mit Dischord) veröffentlicht, sind die acht Songs auf „Nites Of Midnite“ in gewisser Weise ebenfalls alte Bekannte: ohne dass die Band es zwanghaft darauf anlegen würde, wie Verwalter ihres eigenen Vermächtnisses zu klingen, atmet doch alles hier den Geist von Dischord, ist der Sound genau der, den man am Label aus Washington D.C.

zwischen 1985 und 1995 schätzte. Shawn Browns Stimme, sein Gesangsstil ist sehr nah dran an dem, was auf der 2010 veröffentlichten „Dag With Shawn“-Platte zu hören ist, die frühe DAG NASTY-Aufnahmen dokumentiert, und wer sich noch an die Platten von BLUETIP und RETISONIC erinnert, der weiß, dass auch hier jener Sound geboten wurde, den man einst mit D.C.

assoziierte. Sind hier also nur ein paar alte Männer versammelt, die die Musik ihrer Jugend glorifizieren? Ich finde nicht – und der Opener „Horace“ ist auch textlich eine Abrechnung mit solcher Retro-Attitüde.

„Nites Of Midnite“ besticht nicht nur durch druckvolle Produktion, sondern auch durch Wut und Energie, ist die absolut zeitgemäße Fortschreibung eines geschätzten Trademark-Sounds. Wer also angesichts von all dem Namedropping bereits sabbert, kann beruhigt zugreifen.

(Diese Band war auf der Ox-CD #109 zu hören.)