HDQ

Lost In Translation

Was, wenn man eine Spielart von Punk mitgeprägt hat, sich 23 Jahre später aber Unmengen an Bands tummeln, die einem mit jugendlichem Elan locker das Wasser reichen? Aber von vorne: HDQ waren eine einflussreiche Band aus Sunderland, England, die mit „You Suck“, „Soulfinder“ und „Sinking“ 1987 bis 1990 drei Platten veröffentlicht hatten.

Bands wie DESCENDENTS und DAG NASTY standen seinerzeit Pate, und damit hat man zumindest auf der Insel noch echte Pionierarbeit geleistet, hörte man dort erstmals den Einfluss alter UK-Bands wie THE RUTS mit der melodiösen Aggressivität des US-Hardcore verschmelzen.

1990 kam dann der Split, man wollte sich auf eine andere Band konzentrieren – drei von vieren, darunter ein gewisser Dickie Hammond spielten damals bei LEATHERFACE, die 1992 mit „Mush“ die wohl wichtigste Punk-Platte im UK der Neunziger aufgenommen hatten.

2013 sind LEATHERFACE nach wechselhafter Geschichte wieder (mal) aufgelöst, und so gibt es jetzt die erste HDQ-Platte seit 1990. Eine sicherlich sehr schöne, poppig-melancholische und doch rauhe Platte, der man das Gitarrenspiel des LEATHERFACE-Gitarristen anhört, weniger das fortgeschrittene Alter ihrer Mitglieder.

Und doch müssen sich HDQ an heutigen Standards messen lassen, schließt „Lost In Translation“ an Platten von NOTHINGTON, MILLOY oder A DEATH IN THE FAMILY an, tut sich aber schwer den Veröffentlichungswust so mühelos zu überragen, wie DESCENDENTS mit „Everything Sucks“ 1996 und „Cool To Be You“ 2004, die all ihre Nachahmer mit einem Mal in die Tasche steckten.

Dass wir uns nicht falsch verstehen: das hier sind allesamt super Songs, der titelgebende Opener, die Single „Hand me downs“, „Dig in deep“ oder „Dislocated“ etwa, die der Zeit in keiner Hinsicht hinterherhinken, in ihrem Genre setzen HDQ aber wohl keine neuen Akzente.

Aufgenommen wurde mit Fred Purser, der auch für die letzte LEATHERFACE-LP verantwortlich ist. (Diese Band war auf der Ox-CD #110 zu hören.)