ROLLING STONES

Stones In Exile

Auf der Flucht vor dem Finanzamt, der Presse und nicht zuletzt dem Arm des Gesetzes setzten sich die ROLLING STONES Anfang der Siebziger einer nach dem anderen ins sonnige Südfrankreich ab. Dort lebten sie das wahrhaft dekadente Outlaw-Leben eines Steuerflüchtlings, sagten zu kaum einer illegalen Substanz „Non, merci“ und soffen wie die Löcher.

Und natürlich machten sie auch Musik. In Keith Richards Villa Nellcote im Côte d’Azur-Ort Villefranche, genauer gesagt im Keller, begannen sie mit den ausufernden Aufnahmen zu „Exile On Main Street“, ließen sich allerdings ordentlich Zeit, um Dekadenz und Kreativität unter einen Hut zu bekommen.

Knappe zehn Songs wurden in dem etwas mehr als sieben Monate dauernden Sessionmarathon aufgenommen. Der Rest wurde dann später in L.A. overdubbt und gemixt. Diese DVD dokumentiert auf ungemein unterhaltsame Weise diese Zeit mit seltenen Filmfragmenten, Bildern, Sessionmitschnitten und einer Unmenge von Interviews mit zeitgenössischen Musikerkollegen wie Don Was, Will.i.am, Liz Phair oder Jack White, die ihre Beziehung zum Album offenlegen.

Am meisten Spaß macht der Film, wenn alte Wegbegleiter, die selbst vor Ort waren, aus dem Nähkästchen plaudern. Der Haudegen Bobby Keys, Keiths damaliger bester Saufkumpan und Gastsaxophonist, hat wüste Anekdoten auf Lager, aber auch der Fotograf Dominic Tarle oder Anita Pallenberg erzählen vom wahrhaft süßen Rockstar-Leben, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen.

Die geschilderten Szenen hören sich wirklich spielfilmreif an. Aber auch die Musik kommt nicht zu kurz, Song für Song wird auch das Album und die musikalische Entstehung vorgestellt und kommentiert.

Man muss kein Fan sein, um diese kurzweilige Rockstar-Doku zu genießen.