LEE RANALDO AND THE DUST

Last Night On Earth

Vermisst eigentlich jemand SONIC YOUTH? Steve Shelley hat gut zu tun, ist unter anderem Teil von LEE RANALDO AND THE DUST, Kim Gordon ist mit BODY/HEAD und anderen Projekten beschäftigt, und Thurston Moore hat CHELSEA LIGHT MOVING.

Und irgendwann, in fernerer Zukunft, wird es eine wie auch immer geartete Reunion geben, da bin ich mir sicher. Bis dahin unterhalten mich die Soloprojekte des kreativen Kerns von SONIC YOUTH auf hohem Niveau, und dafür ist „Last Night On Earth“ (im Gegensatz zum Vorgänger „Between Times And The Tides“ ohne Jim O’Rourke aufgenommen) erneut ein Beleg.

Letzteres Werk entstand noch zu SONIC YOUTH-Zeiten, „Last Night On Earth“ hingegen vollständig in der Post-SY-Phase, und es ist ein schon in seiner klanglichen Präsenz beeindruckendes Album, dessen kreative Ursprünge in Songs liegen, die Ranaldo notgedrungen auf der Akustikgitarre schrieb, als nach den von Hurricane Sandy im Oktober 2012 ausgelösten Stromausfällen zumindest diese noch ihren Zweck erfüllte.

Ranaldo und Band beeindrucken mit einer sehr warmen, komplexen Produktion, die hier und da die erwarteten Parallelen zu SONIC YOUTH aufweist („The rising tide“), gerade wenn es etwas lauter und noisiger wird, insgesamt aber leichter, folkiger und psychedelischer wirkt.

Schwer zu sagen, ob Ranaldos Soloschaffen sowie das seiner Ex-Bandkollegen jemals die popkulturelle Bedeutung der „Hauptband“ erreichen wird (ich schätze eher nicht), aber es sind durchweg wundervolle Platten für Menschen wie mich, die sich über Jahrzehnte an diese spezielle Klangfarbe gewöhnt haben und sie nicht missen möchten.