HAROLD UND MAUDE

Unter den besten hundert Filmen aller Zeiten sollte Hal Ashbys „Harold und Maude“ eigentlich zu finden sein, ein außergewöhnliches und hinsichtlich seiner Botschaften zeitloses Werk. So zeitlos, dass der Film jetzt seit 38 Jahren in einem kleinen Essener Programmkino regelmäßig am Sonntagnachmittag gezeigt wird.

Aber vielleicht ist man inzwischen besser beraten, den Film auf DVD oder Blu-ray anzuschauen, es sei denn, man legt Wert auf den Charme reichlich mitgenommener Kinokopien. Die aktuelle Blu-ray von Paramount kann bildtechnisch in jedem Fall überzeugen, besitzt allerdings keinerlei Extras – selbst die beiden Trailer der DVD-Fassungen fehlen, von denen einer noch Sequenzen einer nicht im Film verwendeten Liebesszene enthält.

Der deutsche Mono-Ton wird Besitzer von aufwändigen Surround-Systemen ebenfalls weniger erfreuen, das hilft nur der Wechsel zur englischen Tonspur. Ansonsten dürfte „Harold und Maude“ über jeden Zweifel erhaben sein.

Eine wunderbare Liebesgeschichte, die gesellschaftliche Zwänge und Tabus in Bezug auf Alters- und Klassenunterschiede mit lebensbejahender Unbedarftheit überwindet. Unterlegt von neun Songs von Cat Stevens aka Yusuf Islam, die die anarchistische Aufbruchsstimmung von „Harold und Maude“ wunderbar unterstreichen.

In den Hauptrollen Bud Cort, als vom Tod besessener, 18-jähriger Harold, und die 75-jährige Ruth Gordon (und damit vier Jahre jünger als ihre agile Filmfigur Maude), die zuvor in „Rosemaries Baby“ und „Wo is’ Papa?“ ähnlich herausragend war.

Eigentlich eine klassische „Coming of Age“-Geschichte mit extrem grenzüberschreitender Tendenz, die eine beeindruckende Ausgewogenheit zwischen Komik und Tragik entwickelt und auf eine der herzzerreißendsten Schlussszenen der Filmgeschichte zusteuert – wer da nicht heult, muss ein Stein sein.