RAKETEN IN FEINRIPP

Tom Tonk

Das Cover des dritten Teils vom Tom Tonks Raketen-Reihe ist so dermaßen unscheinbar und unspektakulär ausgefallen, dass es durchaus passieren könnte, dass es Unwissende, die zufällig beim Stöbern darauf stoßen, für so etwas wie halbwegs seriösen Musikjournalismus halten könnten.

Und gehen sie nun noch einen Schritt weiter und es kommt aus diesem Grunde zu einem spontanen Kauf, dann dürfte sich bei ihnen bereits nach wenigen Seiten eine ziemliche Verwirrtheit bemerkbar machen, beziehungsweise könnten sie sich durchaus verarscht vorkommen.

Etwa dann, wenn man eine ausführliche Kritik zu der ALLMAN BROTHERS BAND erwartet und stattdessen eine Story über Tonks alten Freund Lothar und eine gefährliche Begegnung mit Schnauzbartprolls am Billardtisch serviert bekommt.

Oder wenn man statt einer fundierten Meinung zu Becks „Sea Change“ eine Auflistung sämtlicher Prominenter erhält, die der Autor schon alle gesehen hat. Wer sich also wirklich über die sich im Buch befindlichen Platten informieren will, wird in jedem Fall dumm aus der Wäsche gucken.

Wer hingegen regelmäßig das Ox liest und Tonks Rubrik „Raketen in Rock“ kennt, der weiß, worauf er sich hier einlässt und wird sein nunmehr drittes Werk in Windeseile verschlungen haben. Mit seriösem Musikjournalismus hat das Ganze hier wie gesagt nichts zu tun und die Zusammenhänge zwischen den Platten und den Storys sind auch nicht unbedingt immer nachvollziehbar, teilweise vermutlich nicht einmal vorhanden.

Doch Hunter S. Thompson lässt grüßen und der Verlag bringt es schon ziemlich gut auf den Punkt, wenn da von „als Plattenkritiken getarnten Kolumnen“ die Rede ist. „Raketen in Feinripp“ ist von vorne bis hinten gewohnt unterhaltsam und wird auch hoffentlich nicht der letzte Teil dieser Reihe bleiben.