FÜNFHUNDERTEINS

Felix Scharlau

Erinnern wir uns an die frühen Neunziger, als man bunte Haare auf einmal mit Techno assoziierte und Punk zu einer Zutat in der Crossover-Suppe verkam. In diesem unappetitlichen Jahrzehnt, genauer 1991, spielt der Debütroman von Felix Scharlau.

Neckareckingen in der schwäbischen Provinz. Jan Borgmeier alias DJ Moonshine hat gerade seine Feinmechanikerlehre abgeschlossen, aber statt von einer Lebensstellung bei einem Uhrenhersteller, träumt er von Ruhm und Geld im Showbiz.

Sein Plan: Er will den Guinness-Weltrekord im Dauer-Deejaying brechen. Zu überbieten sind 500 Stunden, das bedeutet fast drei Wochen Plattenauflegen am Stück. Zwecks späterer Auswertung beschließt er über alles Tagebuch zu führen.

So lässt er uns teilhaben an den Vorbereitungen und Strapazen dieser Endlosparty im örtlichen Jugendhaus. Als Sympathieträger und Identifikationsfigur taugt der Tagebuchschreiber allerdings nur bedingt, schon in einem der ersten Einträge kommentiert er den gerade beginnenden Golfkrieg: „Wurde aber auch Zeit, dass den Irakis mal Feuer unterm Arsch gemacht wird.“ Im Verlauf der Geschichte kann einem DJ Moonshine dennoch ans Herz wachsen, zu bereitwillig offenbart er Macken, Missgeschicke sowie Momente der Schwäche: „Ich brauche jetzt und hier diese Drogen, über die immer alle reden.“ Den Autor kannte ich bis jetzt nur durch sein ulkiges Schinken Omi-Fanzine, im wahren Leben ist Felix Scharlau Redakteur beim Kölner Popkulturmagazin Intro.

Literarisch gesehen ist „Fünfnulleins“ dementsprechend belanglos, trotzdem habe ich es am Ende regelrecht verschlungen – ich wollte einfach wissen, wie es ausgeht.