BLACK TATTOO ART 2

Marisa Kakoulas

Tribal-Motive haben seit ihrer inflationären Ausbreitung in den Neunzigern keinen guten Ruf mehr, „Arschgeweih“ ist meist die erste (negative) Assoziation, aber wie fast immer sollte man auf Vorurteile und Klischees nichts geben.

Warum, das dokumentiert dieser opulente, schwergewichtige Hardcover-Band der Edition Reuss in über 600 Bildern. Schon das Titelmotiv legt beeindruckend vor: er zeigt den Rücken einer Frau.

Dutzende Tattoo-Artists aus aller Welt werden hier anhand ihrer Werke vorgestellt, und wer hier nicht Lust darauf verspürt, seinen Körper umgehend von Kopf bis Fuß verzieren zu lassen, ist für das Thema Hautdekoration wohl nicht zu begeistern.

Teilweise inspiriert von traditionellen Motiven aus aller Welt, von Südsee bis Nordeuropa, haben sich hier Menschen von Meistern ihres Handwerks den Körper mit oft großflächigen Abbildungen verzieren lassen.

Besonders beeindruckend finde ich – das Buch ist in „Ornamental/Neotribal“, „Dotwork“, „Celtic/Nordic“, „Abstract/Art Brut“ und „Traditional Revival“ unterteilt – das Kapitel zu Dotwork, denn die unglaublich aufwendige, höchste handwerkliche Fähigkeiten erfordernde Punktierstichmethode erschließt ganz neue gestalterische Möglichkeiten, und die symmetrischen Motive, die etwa Xed LeHead sticht, sind unglaublich beeindruckende, ornamentale Kunstwerke.

Genauso inspirierend sind die Bilder, die im Kapitel zu den noch recht jungen „Disziplinen“ Art Brut und Abstract vorgestellt werden – die Verbindung zu einer jungen, urbanen Gruppe von designgeschulten Tattoo-Fans ist augenfällig.

Wie gewohnt besticht auch dieser Reuss-Bildband durch seine hohe fotografische Qualität und die kompetenten Begleittexte. Ein Grundlagenwerk.