V.A.

Punk 45 – Kill The Hippies! Kill Yourself!

Soll mich altmodisch nennen, wer will, aber ich gebe keine 5 Cent auf irgendwelche flüchtigen Playlists in irgendwelchen Onlineplattformen, von denen manche Menschen behaupten, sie seien ja so viel praktischer als „altmodische“ Compilations wie diese.

Für mich geht nichts über eine smart zu einem bestimmten Thema zusammengestellte LP oder CD, idealerweise mit einem dicken Booklet, für dessen Studium man genauso lange braucht, wie die Platte läuft.

Soul Jazz Records aus London hat mit „Punk 45“ den ersten Teil einer Serie zum frühen US-Punk gestartet, deren Untertitel das Projekt klarer umreißt: „The American Nation destroys its young – Underground Punk in the United States of America“.

Als Punk in den USA sich allmählich materialisierte, war der Vietnamkrieg gerade vorbei (1975), das Durchschnittsalter der getöteten US-Soldaten lag angeblich bei 19 – dass die einen eingezogen wurden und in Asien starben oder verkrüppelt wurden und die anderen in Bands wie NEW YORK DOLLS, MC5, RAMONES oder STOOGES spielen konnten, war mal Zufall, mal eine Frage des Geldes.

Diese Zusammenstellung umfasst Aufnahmen aus dem Zeitraum von 1973 bis 1980 und wurde zusammengestellt von Stuart Baker, der parallel via Soul Jazz auch zusammen mit Jon Savage ein Buch gleichen Titels veröffentlicht hat, das auf über 400 Seiten frühe Punk-Singlecover dokumentiert.

Wut und Unzufriedenheit, aber auch Kreativität und Kunstfertigkeit gab es im konservativen Amerika der Siebziger genug, und so entstanden damals sowohl in den Metropolen der Ost- wie Westküste, aber auch in Städten wie Cleveland oder Akron Szenen, aus denen Bands wie die hier dokumentierten hervorgingen.

Zu denen zählen THE URINALS, THE NORMALS, THE ZEROS, ELECTRIC EELS, FLAMIN’ GROOVIES, TUXEDOMOON, THE PAGANS, THE LEWD, JOHNNY THUNDERS & THE HEARTBREAKERS, THE CONTROLLERS, THE DEADBEATS und noch einige andere mehr, und wer immer auf der Suche ist nach einem Einstieg in die US-Punk-Szene noch vor und jenseits von RAMONES und STOOGES einerseits und BLACK FLAG oder DEAD KENNEDYS andererseits, sollte sich mit dieser CD und dem sehr ausführliche Booklet mit Infos zu jeder Band in Klausur begeben.