DARK COUNTRY

Thomas Ott, Tab Murphy, Thomas Jane

Nach dem recht kurzen Lesevergnügen von Thomas Otts „Dark Country“ stelle ich ein weiteres Mal fest, dass ich die Arbeiten des Schweizers in der Vergangenheit viel zu wenig gewürdigt habe. Ähnlich wie bei Erik Drooker erinnern dessen mit Schabkartontechnik umgesetzten eindrucksvollen Bilder an Holzschnitte, sind dabei aber weniger expressionistisch beziehungsweise klarer umrissen.

Gleichzeitig besitzen sie das düstere Noir-Feeling von Frank Millers „Sin City“-Reihe. Gut wiedererkennbar sind seine Arbeiten durch ihre extremen Schraffuren, die den Weißanteil der Bilder stark reduzieren.

Hinzu kommt Otts Verwurzelung im Horrorgenre und sein Sinn für makabere Geschichten, die ihren Widerhall in seiner düsteren Bildsprache finden. „Dark Country“ ist seine erste Veröffentlichung seit drei Jahren und es springt einem dabei direkt der Name Thomas Jane ins Auge.

Ist das nicht dieser Hollywood-Typ aus dem schwachen „The Punisher“-Remake? Ist er. Außerdem betreibt der Mann mit Raw Studios sein eigenes Comiclabel und betätigt sich dort als Autor, und zwar so engagiert, dass er dafür wohl die Rolle des Rick Grimes in „The Walking Dead“ sausen ließ.

Bei Raw sollte auch Tab Murphys Idee für „Dark Country“ als Comic umgesetzt werden, die Jane so gut gefiel, dass er 2009 einen Film daraus machte. Ein Horror-Noir-Roadmovie mit bewusst künstlichem Studio-Look, in dem eine Hochzeitsreise in einem Albtraumszenario gipfelt.

Wirkte Janes Film dabei oft etwas bemüht und langatmig, kann Ott die Essenz von Murphys Vorlage deutlich besser herausarbeiten. Ein effektives Beispiel für klassischen, aufs nötigste reduzierten Horror – zwar ohne Worte, dafür aber mit fantastischen Illustrationen.